Vorsprung Frankfurt - „Im Tiefenrausch. Film unter Wasser"

„Im Tiefenrausch. Film unter Wasser"

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Film unter Wasser? Da denkt man an Jacques Cousteau, an Luc Besson, an Männer auf Booten mit schwerem Gerät, an aus Tauchmasken aufsteigende Blasen und Menschen, die sich im Wasser schwebend per Zeichen verständigen.

Dass „Film unter Wasser" jedoch eine ganz eigene phantastische Welt eröffnet, das zeigt die neue Ausstellung des DFF „Im Tiefenrausch. Film unter Wasser" vom 1. Juli bis 8. Januar 2023, die auf eine sinnliche Reise in die filmische Welt der Tiefe einlädt. Der Titel „Im Tiefenrausch" ist dabei sehr bewusst gewählt, denn die Ausstellung verspricht ein rauschhaftes Erlebnis, eine mit sämtlichen Sinnen zu erfahrende Bilderwelt unter Wasser: in allen Farben leuchtende Korallenwälder, faszinierende Quallenschwärme, gigantische Kalmare, elegante Delfine, überwältigende Wale, beängstigende Haie, berückende Nixen, geheimnisvolle Fischmänner, Monster, Gespenster, Aliens und Liebespaare, untergehende Schiffe, in U-Booten eingeschlossene Menschen, um Atem ringende Taucherinnen und Taucher und magische Welten aus Wracks und Ruinen. Dabei leuchtet die Ausstellung das Spannungsfeld zwischen Licht und Dunkelheit, Oberfläche und Tiefe, Leben und Tod aus, das Filmemacherinnen und Fimemacher immer wieder ins Wasser abtauchen lässt. Im Fokus zahlreicher, kunstvoll gestalteter Filmkompilationen steht die Ästhetik der Unterwasserbilder, ihr visueller und akustischer Reichtum. Der Ausstellungsraum verwandelt sich in ein blau schimmerndes Bewegtbild-Aquarium, das die zentralen Motive und Themen des Unterwasserfilms sinnlich erfahrbar macht. Jung und Alt werden gleichermaßen fasziniert sein von den exotischen Geschöpfen und fantasievollen Unterwasserszenen, die ihnen begegnen. Ein fein komponiertes Zusammenspiel von Bewegtbild, Licht und Ton schafft einen audiovisuellen Erlebnisraum, der den Titel zum Programm macht: Die Besucherinnen und Besucher werden in einen Rausch versetzt und halten den Atem an – genau wie die tauchenden Filmfiguren auf den sie umgebenden Leinwänden.

„Ich freue mich besonders, dass wir in diesen Zeiten eine sommerliche Ausstellung für alle Filmfans präsentieren können, die vor allem eines soll: Spaß machen", sagte DFF-Direktorin Ellen Harrington auf der Pressekonferenz am Dienstag, 28. Juni, per Video. „Ob mit Kind und Kegel, mit einer Gruppe Freunden oder ganz alleine: Ein Besuch in unserer filmischen Wasserwelt wird unsere Besucher:innen berauschen und begeistern."Doch warum eigentlich „Im Tiefenrausch"? „Mich hat die Doppeldeutigkeit des Begriffs fasziniert", sagte Kurator Michael Kinzer: „Der Tiefenrausch ist ein Zustand, in den alle Tauchenden ab einer Tiefe von 20 bis 30 Metern geraten können, ausgelöst durch zu viel Stickstoff im Blut. Infolge dieser Störung des zentralen Nervensystems schwanken die Betroffenen zwischen absolutem Glücksgefühl und Euphorie sowie akuter Angst und Panik. Diese Zweideutigkeit die das Schöne, Idyllische und Grandiose ebenso meint wie das Dunkle, Geheimnisvolle und Gefährliche hat mich gereizt."

Die Ausstellung dominiert ein riesiges, semitransparentes Leinwandrund in der Mitte des Raumes. Die Besucherinnen und Besucher sind hier von einem flimmernden, deckenhohen Dreiviertel-Kreis umgeben, der sie ganz und gar eintauchen lässt in die Welt des Wassers: Kurator Michael Kinzer hat hierfür eine umfangreiche Kompilation aus Unterwasserfilmszenen zusammengestellt, die die Besucherinnen und Besucher auf ein von den Sinnen geleitetes ästhetisches Abenteuer der Tiefe einlädt. Ein Unterwasserflackern, das von den Wänden zurück auf den glänzenden Vinylboden geworfen wird, erzeugt die Illusion, tief im blauen Rauschen versunken zu sein, selbst in den Weiten des Meeres zu schweben. Weitere Projektionen und Monitore vertiefen eine Reihe von Themen und Genres, etwa zu berühmten Unterwasser-Dokumentarfilmern wie Hans Hass oder Jacques Yves Cousteau. Zusammengestellt sind hier auf mehr als 30 digitalen Leinwänden, die der Kooperationspartner des DFF, die Firma Active Image, zur Verfügung gestellt hat, etwa auch Kompilationen zu Themen wie: Erkunden und Erbeuten, Sinken und Ertrinken, Bekriegen und Bekämpfen, Träumen und Tanzen, Haie und anderes Horrorgetier, Außerirdisch und Übernatürlich, Meerjungfrauen und andere Mischwesen, Paare im Paradies und Prickeln im Pool, Freundschaft und Freiheit

Eine räumlich abgetrennte „schwarze Lagune" widmet sich den garstigen oder nicht kindgerechten Szenen im Unterwasserfilm. Kinder haben hier deshalb keinen Zutritt: Es fließt jede Menge Blut, Haie beißen zu, Orcas bringen Boote zum Kentern, Gliedmaßen gehen verloren und die Menschen zeigen ihre Angst. In einem weiteren abgetrennten, komplett dunklen Raum empfängt die Besucherinnen und Besucher eine Toninstallation der Sounddesignerin Rana Eid (Libanon), die die Unterwasserwelt akustisch lebendig werden lässt. Rana Eid kommt am Donnerstagabend, 4. August, ins Kino des DFF, um zusammen mit Sounddesigner Frank Kruse über die Herausforderungen bei der Erschaffung und Abmischung von Unterwassertönen zu sprechen. Plakate und eine Fotocollage zum Thema sowie ein Monitor, der Wasser als nahezu abstrakt anmutendes Filmmotiv zeigt, komplettieren die Ausstellung. Im Foyer steht auf weiteren digitalen Leinwänden das "Aquarium" als Motiv im Zentrum.Wer noch ein bisschen weiterlesen und schauen möchte, kann sich auf drei digitalen Pfaden via QR-Code auf die Reise „In die Tiefe" begeben: Hier gibt es Texte und Bilder zu den Themen: Drehen unter Wasser, Gefahren unter Wasser und Mythen unter Wasser.

Ein Begleitprogramm mit Führungen, Workshops, Filmreihen und Vorträgen ermöglicht die thematische Vertiefung und betrachtet den Film unter Wasser auch unter naturwissenschaftlichen, kunsthistorischen und ökologischen Gesichtspunkten. Das breite interdisziplinäre Spektrum spiegelt die Vielseitigkeit des Unterwasserthemas wider und spricht unterschiedliche Zielgruppen an. Das Begleitprogramm ist als Flyer zum Download beigefügt.Ein zentraler Kooperationspartner für diese interdisziplinären Diskurse ist die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Mit ihrem wissenschaftlichen Team wird in Kinogesprächen unter anderem erörtert, wie Filme zur öffentlichen (negativen) Wahrnehmung einzelner Meerestiere beitragen – sind Haie wirklich so gefährlich, wie sie in „Jaws" (Der weiße Hai, USA 1975) dargestellt werden? –, oder inwiefern die Kommunikation zwischen Menschen und Meerestieren im Film, von „Flipper" (USA 1963) bis „Free Willy" (USA 1993), der Realität entspricht.„Die Museumsmacher:innen in der Region haben in den vergangenen zwei Jahren immer wieder gezeigt, dass sie kreativ mit Krisen umgehen können und neue Ideen entwickeln statt zu verzagen. Ich finde es großartig, dass sich für die Ausstellung ‚Im Tiefenrausch' Senckenberg Museum und DFF erneut zusammengefunden haben, um die Unterwasserwelt nicht nur filmisch, sondern auch wissenschaftlich zu untersuchen. Und das Thema könnte angesichts unserer derzeitigen Herausforderungen wie Klimawandel und Artensterben nicht aktueller sein", sagte Sybille Linke, Leiterin des Kulturamts Frankfurt am Main.

Neben dem Austausch über biologische Themen und der Diskussion aktueller ökologischer Problemfelder wie Klimawandel, Artensterben und die Zerstörung maritimer Lebenswelten wird auch der Dialog mit Kunsthistorikerinnen und -historiker gesucht. Dafür kooperiert das DFF mit dem Museum Wiesbaden, das zeitgleich eine Kunstausstellung über „Wasser im Jugendstil" zeigt. Das Ziel ist ein fachübergreifender Blick auf die zahlreichen Mythen, die sich um das Wasser ranken, insbesondere die verschiedenen Varianten der „Wassergeister" und „Wasserfrauen. Ein gemeinsames Kombiticket räumt den Besucherinnen und Besucherm der Partneraustellung ermäßigten Eintritt ein. Dank der Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, werden deren Studierende für die musikalische Live-Untermalung von zwei Unterwasser-Stummfilmen sorgen. Tandemführungen mit dem Naturmuseum Senckenberg bieten interessante Einblicke in die naturwissenschaftlichen Seiten der Unterwasserwelt.

Foto: Uwe Dettmar. Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum



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