Vorsprung Frankfurt - Kanada hält der Stadt der Buchmesse einen besonderen Spiegel vor

Kanada hält der Stadt der Buchmesse einen besonderen Spiegel vor

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Während es in anderen Teilen der Welt als völlig normal gilt, sich über mündliche Erzählungen an Ereignisse zu erinnern, die mehrere hundert Jahre zurückliegen, ist das in Europa kaum der Fall.

Ein Grund dafür liegt in der Schriftkultur, die uns so selbstverständlich ist. Aus der Sicht einer Schriftkultur erscheint es unmöglich, sich ohne schriftliche Quellen etwa an Ereignisse von 1848/1849 rund um die Sitzung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zu erinnern.

Anlässlich der Buchmesse 2021 hält das Gastgeberland Kanada der Bücherwelt einen spannenden Spiegel vor. Das Schicksal der Expedition von Sir John Franklin von 1845 war eines der beständigsten Geheimnisse der Arktis. Ohne die mündlichen Überlieferungen der Inuit wäre dieses Rätsel wohl bis heute nicht gelöst. Durch die Berichte der Inuit konnten 2014 und 2016 die Wracks der HMS Erebus und der HMS Terror gefunden werden. Das Archäologische Museum Frankfurt zeigt ab Samstag, 23. Oktober, „Diejenigen, die wir trafen – Traditionelles Wissen der Inuit und die Franklin-Expedition“ in der Karmelitergasse 1. Die Ausstellung läuft bis 27. März 2022. Sie wurde vom Canadian Museum of History und dem Inuit Heritage Trust entwickelt und untersucht die Rolle der mündlichen Überlieferung der Inuit bei der Lösung dieses Rätsels.

„Ohne die gemeinsamen Erinnerungen, die Generationen von Inuit überliefert haben – Geschichten von kranken und hungernden Männern und einem verlassenen Schiff, das im Eis eingeschlossen ist – könnten wir immer noch nach der Franklin-Expedition suchen“, sagt Caroline Dromaguet, Interim President und CEO der Canadian Museum für Geschichte. „Das Canadian Museum of History ist stolz darauf, mit ‚Diejenigen, die wir trafen‘ die verdiente Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Inuit Qaujimajatuqangit oder des traditionellen Wissens der Inuit zu lenken, um die Geschichte lebendig zu halten und sicherzustellen, dass wichtige Informationen nicht vergessen werden.“

Die Ausstellung zeigt keine Originale. Sie besteht aus großen Leuchttafeln und einem Touchscreen. Zu sehen sind Fotografien, Illustrationen und eine animierte Karte von Routen, die Europäer in den 350 Jahren vor Franklins Expedition auf der Suche nach einer Nordwestpassage gezeichnet haben. Besucher können Erzählungen von Inuit-Begegnungen mit Franklin und seinen Männern hören. Zu den Aufnahmen gehört der verstorbene Inuit-Historiker Louie Kamookak, der über die anhaltende Bedeutung mündlicher Überlieferungen und die trostlose Umgebung nordwestlich von King William Island nachdenkt, wo Franklins Schiffe zum ersten Mal vom Eis eingeschlossen wurden.

Auch die Begegnungen von Martin Frobishers Reisen nach Baffin Island in den 1570er Jahren sind – nach rund einem halben Jahrtausend – in der mündlichen Erinnerung der Inuit noch lebendig und werden in der Ausstellung thematisiert.

„Mit dieser Ausstellung wird dem in unserer Kultur geläufigen gedruckten Wort die Kraft mündlicher Tradition gegenübergestellt. Es ist erstaunlich, wie lebendig die Schilderungen über die Begegnungen mit Sir John Franklin und seiner Besatzung in den Erzählungen der Inuit sind“, sagt Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museum Frankfurt.

Die Ausstellung wurde von der Sonderausstellung „Death in the Ice – The Mystery of the Franklin Expedition“ des Museum of History inspiriert. Sie behandelte Sir John Franklins Versuch die Nordwestpassage zu finden und die vielen Bemühungen, die im Laufe der Jahre unternommen wurden, um herauszufinden, was dem britischen Entdecker und seinen 128 Besatzungsmitgliedern widerfahren war.

„Diejenigen, die wir trafen – Traditionelles Wissen der Inuit und die Franklin-Expedition“ (Originaltitel: The Ones We Met – Inuit Traditional Knowledge and the Franklin Expedition) ist eine Wanderausstellung, die vom Canadian Museum of History in Zusammenarbeit mit dem Inuit Heritage Trust entwickelt wurde. Die Ausstellung wird in Inuktitut, Inuinnaqtun, Englisch und Französisch – den vier offiziellen Sprachen Nunavuts – präsentiert und wird vom 23. Oktober 2021 bis 27. März 2022 im Archäologischen Museum Frankfurt zu sehen sein.

Das Archäologisches Museum Frankfurt, ist dienstags  bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei.

 



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