Vorsprung Frankfurt - Für die Gesellschaft sind Alte eher lästig und ein Kostenfaktor

Für die Gesellschaft sind Alte eher lästig und ein Kostenfaktor

Ei Gude wie
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Am 01. Oktober 2023 findet der internationale Tag der älteren Menschen statt. Auch unter den Titeln „Weltseniorentag“ oder „Tag der Senioren“ bekannt.

Senior bezeichnet einen älteren Menschen, einen Menschen im Rentenalter oder Ruheständler. In den modernen Industriegesellschaften ist der Begriff des Alters eng mit dem Austritt aus dem Erwerbsleben bzw. dem Eintritt in einen Ruhestand verknüpft. Er würdigt seit 1990, durch die UNO initiiert, die Leistungen von älteren Menschen und den Gewinn, den sie dem gesellschaftlichen Zusammenleben bringen.

Na ja, schöne Umschreibung. An einem solchen Beispiel kann man bei Gedenktagen feststellen, dass sie gebraucht werden, weil die Situation noch lange nicht so ist, wie sie der entsprechende Gedenktag sich wünscht. Wir sollen also die Leistungen unserer älteren Menschen würdigen und den Gewinn, den sie für das gesellschaftliche Zusammenleben erbringen, schätzen. Für mich ist das eine Farce. Ich habe zeitlebens die Leistungen meiner Eltern und Großeltern geschätzt. Und übertragen, habe ich diese Wertschätzung allen älteren Menschen gegenüber. Aber ich schätze, dass das noch sehr lange dauern wird, bis das so sein wird. In der Regel stellt das Umfeld erst fest, dass du fehlst, wenn du Tod bist, vorher nicht. Und für die Gesellschaft sind Alte eher lästig und ein Kostenfaktor.

Wie ich dazu komme? Ich höre zwar schlecht und sehe dafür auch nicht mehr gut, aber ich sehe die Entwicklung in unserer Gesellschaft. Solidarität war einmal, Egoismus ist im Vormarsch. Ich selber komme aus einem Mehrgenerationen-Haus und weiß, was ich erlebt habe am positiven Miteinander. Da war jeder wichtig, da wurden alle gebraucht und eingespannt. Stopp. Das wollen sehr viele von uns auch nicht mehr. Schon seit Jahrzehnten. Frei sein mit der eigenen kleinen Wohnung. Und in der Tat, heutige Wohnungen sind für mehrere Generationen nicht geeignet, weil zu klein und ein eigenes Haus kann sich nicht jeder leisten. So ist die Aussage, ich würde mich ja gerne kümmern, aber kann aus Platzgründen niemanden aufnehmen, schon eine willkommene Ausrede, die ja letztendlich zutrifft.

Ja, und das ist auch so, etwas kaputt machen, geht schnell, es dann wieder aufzubauen, dauert viel länger. Aus Egoisten machst du durch Worte keine helfenden Menschen. Erst wenn sie selber Hilfe benötigen, werden sie ihre Meinung ändern, für mich leider zu spät. Warum aber die Gesellschaft, sprich unser Staat, Ältere oft im Regen stehen lässt, erklärt er selbst ganz schlicht mit Geldmangel. Was ein Hohn. Erinnern Sie sich noch an die Aufrufe in der Corona-Zeit, unseren Rettungskräften zu applaudieren?/. Auf die Idee, sie besser zu bezahlen, ist bis heute nicht wirklich einer gekommen. Ja, die Gewerkschaften schon, aber auf die hört ja keiner. Das Geld wichtig ist, ist keine Frage, aber die gesellschaftliche Anerkennung, die kein Geld kostet, ist in unserer Gesellschaft so gut wie nicht vorhanden. Leider. Ich bedauere das sehr. Scheinbar geht es uns noch zu gut, als dass wir uns auf unsere alte Werte besinnen und uns als eine Gesellschaft begreifen. „Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt“, Zitat von Gustav Heinemann. Ei Gude, wie!

Zum Autor

Er sei ein waschechter Neuenhaßlauer, sagt er von sich selbst. Helmut Müller (71) ist in Neuenhaßlau als 4. von 7 Kindern geboren und ein typisches Nachkriegskind dazu. Seine Mutter Hessin und evangelisch, sein Vater Sudetendeutscher und katholisch, aber kein Flüchtling, sondern Kriegsgefangener, der nicht in seine angestammte Heimat zurückkonnte. Er wächst in einem 4 Generationen Haus mit den Eltern, sechs Geschwistern, Oma und Opa sowie Onkel und der Ur-Großmutter auf. Der Spielplatz war die Straße. In der Volksschule, die er mit dem Hauptschulabschluss beendete, war deutsch seine erste Fremdsprache, die er lernen musste. In späteren Jahren hat er seine mittlere Reife und das Fachabitur für Wirtschaft und Verwaltung nachgeholt und das Ganze als Diplom Verwaltungswirt (FH) abgeschlossen. Er war in etlichen Vereinen aktiv. Man könnte ihn getrost als „Vereinsmeier“ bezeichnen. Er hat dabei fast alle Positionen, die ein Vorstand hat, begleitet. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!



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