Vorsprung Frankfurt - Einzigartiger Ort der Entschleunigung: „Haus der Stille"

Das zehnjährige Jubiläum musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen, nun gedachte man im Rahmen einer „10+2"-Feier seiner Eröffnung. Das „Haus der Stille" auf dem Campus Westend der Goethe-Universität ist keine Moschee oder Kirche; es richtet sich nicht nur an Gläubige, sondern auch an all diejenigen, die einen Moment der Ruhe und Einkehr im universitären Betrieb suchen. Staatssekretärin Ayse Asar, in ihrer Zeit an der Goethe-Universität eines der Gründungsmitglieder, und Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff würdigten in ihren Grußworten das Haus der Stille als einzigartigen universitären Ort der Vielfalt und der Toleranz. Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff betonte: „Mit dem am 5. Oktober 2010 eröffneten Haus der Stille ist bewusst ein allen Religionszugehörigen gleichermaßen offenstehender Raum auf dem Campus Westend geschaffen worden. Konfessionelle Symbolik suchen Sie daher vergeblich. Das Haus der Stille will Offenheit, Toleranz und Pluralismus unter einem Dach praktizieren. Diese Offenheit bezieht dabei aber nicht nur die Religionsausübung, sondern – der Name ist Programm – zum Beispiel auch das Meditieren ein. Als universitärer Ort der Entschleunigung und der Besinnung richtet es sich an das gesamtuniversitäre Publikum: Denn das durch die Pandemie hervorgebrachte Maß an Videokonferenzen, digitaler Lehre oder die zum Echtzeitmedium gewordene E-Mail tragen erheblich zur Beschleunigung unserer Gesellschaft und unseres Alltags bei, und Orte der Entschleunigung sind wertvoller denn je. Insofern stellte die konzeptionelle Erweiterung der Funktionen sicher, dass das Haus der Stille in Zeiten wie diesen aktuell ist."

„Das ‚Haus der Stille' ist auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität nicht mehr wegzudenken", erklärte Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. „Bei der Errichtung vor 12 Jahren ging es vorrangig darum, adäquate Räume für das Gebet zu schaffen. Ich sehe im ‚Haus der Stille' aber noch viel mehr: Es bietet der Universität mit seinen Studierenden aus 130 Herkunftsländern (von allen fünf Kontinenten) die Chance für das gemeinschaftliche Arbeiten und Leben neue zukunftsweisende Formen zu entwickeln. Es trägt damit in außergewöhnlicher Art und Weise dazu bei, dass die Universität einerseits akademische Lebens- und Lernkultur repräsentiert und andererseits die Möglichkeit zum interkulturellen Dialog, zur Persönlichkeitsbildung und zur eigenverantwortlichen Strukturierung des Gemeinschaftslebens eröffnet. Denn wir brauchen kluge und kreative Köpfe, die mit Empathie und Wissbegier die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft angehen. Umso schöner, dass genau dieses Konzept bereits seit 12 Jahren aufgeht. Daher gratuliere ich herzlich zum Jubiläum und wünsche allen Universitätsangehörigen weiterhin inspirierende Begegnungen im ‚Haus der Stille'."

Die Idee für einen interreligiösen Ort entstand im Rahmen des Umzuges der Goethe-Universität auf den Campus Westend. Entworfen wurde das „Haus der Stille" von dem Münchener Architekturbüro Karl und Probst: Es verfügt über hohe Wände, eine interessante Lichtgestaltung und einem Kunstwerk in Gold. Nicht die Universität ist Betreiberin des Hauses, sondern ein zu diesem Zweck gegründeter „Verein zur Förderung des interreligiösen Dialoges an der Goethe-Universität". Vertreterinnen und Vertreter aller Religionen sind Mitglieder des Vereins und auch im Vorstand vertreten. Das Jubiläum wurde mit einer Veranstaltung im Festsaal der Goethe-Universität begangen. Prof. Rudolf Steinberg, Vorsitzender des Kuratoriums und einer der Mitgründer der Einrichtung, sprach in seinem Vortrag über die Genese und die Entwicklung des Hauses.  Er betonte: „Als Verfassungsrechtler bin ich überzeugt davon, dass diese Form von Religiosität in einer säkularen Universität ihren Platz hat." Den Festvortrag zum Thema „Räume der Stille und das Ringen um die religionssensible Universität" hielt der Religionswissenschaftler Prof. Alexander-Kenneth Nagel von der Universität Göttingen. Die abschließende Podiumsdiskussion, an der neben Prof. Alexander-Kenneth Nagel auch Prof. Anja Middelbeck-Varwick, Prof. Christian Wiese und Prof. Armina Omerika (alle Goethe-Universität) über „Die Wahrheit der Anderen" sprachen, wurde von Prof. Joachim Valentin, Vorsitzender Rat der Religionen Frankfurt, moderiert. Das Schlusswort der Veranstaltung sprach Rania Boujana, Vorsitzende der islamischen Hochschulgemeinde. Vor dem Festprogramm im Casino hatte ein Gebet durch Studierende der religiösen Studienstiftungen im Haus der Stille stattgefunden.



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