Vorsprung Frankfurt - 250 Jahre Friedrich Hölderlin: Filmreihe im Kino des DFF

250 Jahre Friedrich Hölderlin: Filmreihe im Kino des DFF

Kino
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Im März jährte sich der Geburtstag von Friedrich Hölderlin (1770–1843) zum 250. Mal. Aus diesem Anlass präsentierte das Kino des DFF in einer Filmreihe herausragende Auseinandersetzungen mit dem sprachgewaltigen und unzeitgemäßen Dichter.

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Die coronabedingt ausgefallenen Filme können nun im September nachgeholt werden. Harald Bergmann, der zwischen 1992 und 2003 vier Hölderlin-Arbeiten realisiert hat, wird am Sonntag, 20. September, zu Gast sein, um die neuen Digitalisierungen seiner beiden Filme LYRISCHE SUITE/DAS UNTERGEHENDE VATERLAND (1992) und SCARDANELLI (2000) zu präsentieren. Sie zeichnen sich durch eine tiefgehende Beschäftigung mit dem schriftlichen Originalmaterial sowie seiner filmischen und darstellerischen Adaption aus.

Zudem sind mit ANTIGONE (1992), SCHWARZE SÜNDE (1986–1989) – dem Volker Koepps AN DER UNSTRUT (1985) zur Seite gestellt wird – und DER TOD DES EMPEDOKLES (1986) drei Arbeiten von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub zu sehen. Auch für deren gemeinsames Schaffen war die Bearbeitung der Werke Hölderlins ein zentraler Bezugspunkt.

Dienstag, 15. September, 18 Uhr

DER TOD DES EMPEDOKLES
BRD 1986. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
D: Andreas von Rauch, Vladimir Baratta, Martina Baratta 132 Min. 35mm (1. Fassung)

Eine filmische Adaption von Hölderlins unvollendet gebliebenem Trauerspiel: Das Stück handelt von dem vorsokratischen griechischen Philosophen Empedokles, der vergeblich versucht, seine Mitmenschen von einem Leben im Einklang mit der Natur zu überzeugen. Stattdessen wird er ins Exil verbannt. Als Konsequenz stürzt er sich in den Krater des Ätna. Hölderlin schrieb das Stück 1799, „unter dem Eindruck der französischen Revolution. Die Botschaft ist eine kommunistische und sie lautet: Es gibt nur eine Rettung für die Erde und die Erdenkinder – den Kommunismus“, kommentierte Jean-Marie Straub.

Sonntag, 20. September, 18 Uhr

LYRISCHE SUITE/DAS UNTERGEHENDE VATERLAND
Deutschland 1992. R: Harald Bergmann.
D: Jean-Marie Straub, Udo Samel, Otto Sander. 84 Min. DCP

Zu Gast: Harald Bergmann

„Die chronologisch erste Arbeit der Hölderlin-Trilogie ist der Versuch, sich dem Phänomen Hölderlin überhaupt zu nähern und die filmischen Mittel zu entwickeln, seine Dichtung ins Kino zu übertragen. In Trickanimationen von Hölderlins Handschrift macht der Film die Bewegungen des dichterischen Entstehungs- und Denkprozesses sichtbar, denen er nachspürt und sie mit heutiger Realität in Bezug setzt.“ (Harald Bergmann) In Interviews auf der Straße sowie mit Rezitationen von beispielsweise Jean-Marie Straub oder Otto Sander zeigt der Film darüber hinaus Versuche, die Werke Hölderlins in der Gegenwart zum Sprechen und Klingen zu bringen. LYRISCHE SUITE / DAS UNTERGEHENDE VATERLAND zeugt so von einer tiefgreifenden Beschäftigung mit dem Dichter und bezieht dabei Stellung gegen die Vereinnahmung der Arbeiten Hölderlins zur Zeit des Nationalsozialismus.

Sonntag, 20. September, 20:15 Uhr

SCARDANELLI
Deutschland 2000. R: Harald Bergmann
D: André Wilms, Udo Kroschwald, Geno Lechner. 112 Min. DCP
Zu Gast: Harald Bergmann
„Ich habe nie Hölderlin geheißen, sondern Scardanelli!“ Im Jahr 1807 diagnostizierte man Friedrich Hölderlin eine unheilbare psychische Krankheit, worauf er bei einem wohlhabenden Tischlermeister in Pflege kam. In einem kleinen Turmzimmer am Neckar lebte der Dichter weitere 36 Jahre. Mit „Scardanelli“ unterzeichnete der Autor zwischen 1838 und 1843 viele seiner späten Gedichte. SCARDANELLI rekonstruiert die letzten Lebensjahre Hölderlins mithilfe von Originaldokumenten, indem er Spielszenen auf fingierte Interviews von „Zeitzeugen“ treffen lässt.

Dienstag, 22. September, 18 Uhr

SCHWARZE SÜNDE
BRD/Frankreich 1986-1989. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
D: Andreas von Rauch, Howard Vernon, Danièle Huillet. 42 Min. 35mm (4. Fassung)
Vorfilm: AN DER UNSTRUT. DDR 1985. R: Volker Koepp. 28 Min. 35mm
Nachdem Huillet/Straub mit DER TOD DES EMPEDOKLES die erste der drei unvollendeten Fassungen von Hölderlins Dramenprojekt adaptiert hatten, widmeten sie sich mit SCHWARZE SÜNDE der dritten Fassung. Der Film ist dabei zugleich Neu- und Wiederbearbeitung des Stoffes und eine Rückkehr an die Abhänge des Ätna. Zuvor AN DER UNSTRUT von Volker Koepp, der Vergangenes und Gegenwärtiges in Memleben im Unstruttal dokumentiert, während der Schauspieler Rolf Hoppe aus Texten von Hölderlin, Bobrowski und Majakowski liest.

Mittwoch, 23. September, 18 Uhr

ANTIGONE
Deutschland/Frankreich 1992 R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
D: Astrid Ofner, Ursula Ofner. 100 Min. 35mm (2. Fassung) Nach der Hölderlinschen Übertragung für die Bühne bearbeitet von Brecht 1948 (Suhrkamp Verlag).
Den Vermittlungsschritten, die der Titel benennt, kann noch hinzugefügt werden, dass Huillet/Straub das Stück an der Berliner Schaubühne inszeniert und dann im griechischen Theater von Segesta auf Sizilien verfilmt haben. Eigentlicher Ausgangspunkt des Films war aber tatsächlich dieses antike Theater und dessen Szenerie unter freiem Himmel. Die Geschichte ist von hoher Aktualität: Es geht um einen Angriffskrieg, um die Kollaboration mit der Macht und den nötigen Widerstand gegen sie.

 

Foto: Hölderlins Antigone. Foto: DFF

 

 



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