Filmarchive schreiben Geschichte. Aber wessen Geschichte und für wen? Die Filmreihe Von hier nimmt das 60-jährige Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland zum Anlass, mit zwölf Filmprogrammen die Wechselbeziehungen zwischen Filmproduktion, Archivierung und migratorischen Bewegungen zu untersuchen.
Filme wie Kenan Ormanlars GASTARBEITER AUS DER TÜRKEI, King Ampaws THEY CALL IT LOVE, Bogdan Žižićs in Frankfurt gedrehte Werke NICHT HINAUSLEHNEN und GASTARBAJTER oder EMPFÄNGER UNBEKANNT von Sohrab Shahid Saless stellen Klischeebilder von Fremde und Zugehörigkeit ebenso infrage wie etablierte Kategorisierungen deutscher Filmgeschichte. Zu den Wiederentdeckungen der Reihe gehören der Kurzfilm BLACK IS BLACK von King Ampaw sowie einige Arbeiten, die Želimir Žilnik 1974 und 1975 in der BRD gedreht hat und die hier nun seit Langem wieder zu sehen sind. Aktuelle Filme wie Aysun Bademsoys SPUREN – DIE OPFER DES NSU oder die Kollektivarbeit DUNKELFELD schlagen eine Brücke in die Gegenwart, eröffnen einen Blick auf rassistische Genealogien in Deutschland und fordern dazu auf, diese zu überwinden.
Ein Doppelprogramm und zwei Diskussionsveranstaltungen laden dazu ein, mit verschiedenen Akteur:innen über Archivierung und Zugänglichmachung, Erinnerung und Musealisierung zu diskutieren. Mareike Bernien und Merle Kröger stellen in der Reihe ihr Archiv-Projekt „Die fünfte Wand“ zur NDR-Redakteurin und Moderatorin Navina Sundaram vor.
Die Reihe gibt Einblick in die Vielfalt der Perspektiven und eröffnet so einen Diskussionsraum, in dem Ambivalenzen ausgehalten werden können. Die einzelnen Filme des Programms deuten dabei auf eine Grundkonstellation heutiger Gesellschaften hin, die es wertzuschätzen und zu verteidigen gilt.
Filmreihe von Donnerstag, 9., bis Dienstag, 28. September 2021
Donnerstag, 9. September, 20 Uhr NE NAGINJI SE VAN Nicht hinauslehnen Jugoslawien 1977. R: Bogdan Žižić D: Ivo Gregurević, Fabijan Šovagović, Mira Banjac. 104 Min. 35mm. DF (DEFA-Fassung) Vorfilm: GASTARBEITER TRUMBETAŠ Jugoslawien 1977. R: Bogdan Žižić. Dokumentarfilm. 16 Min. Digital
Freitag, 10. September, 20:15 Uhr THEY CALL IT LOVE BR Deutschland 1970, R: King Ampaw D: William Donald Powell, Michael Gahr, Brigitte Harrer. 70 Min. DCP Vorfilm: BLACK IS BLACK BRD 1968. R: King Ampaw. 12 Min. Digital Einführung: Tobias Hering
Samstag , 11. September, 18 Uhr DIE FÜNFTE WAND Projektvorstellung und Diskussion Zu Gast: Merle Kröger, Mareike Bernien
Sonntag, 12. September 15 Uhr GEDENKEN / ARCHIV I Filmarchive der Migrationsgesellschaft I Kurzfilmprogramm und Diskussion Gäste: Merle Kröger, Mareike Bernien, Moderation: Gaby Babić u.a. mit: GASTARBEITER AUS DER TÜRKEI (BRD 1969, R: Kenan Ormanlar) WIR SIND SINTIKINDER UND KEINE ZIGEUNER (BRD 1981, R: Katrin Seybold, Melanie Spitta) ICH BIN EIN KANAKE (DE 1991, R: Thomas Draeger)
Sonntag, 12. September, 18 Uhr GEDENKEN / ARCHIV II Filmarchive der Migrationsgesellschaft II Kurzfilmprogramm und Diskussion Gäste: Merle Kröger, Mareike Bernien, Cana Bilir-Meier (online), Moderation: Gaby Babić SEMRA ERTAN (AU/DE 2013, R: Cana Bilir-Meier) THIS MAKES ME WANT TO PREDICT THE PAST (DE/AU 2019, R: Cana Bilir-Meier) DUNKELFELD (DE 2020, R: Marian Mayland, Patrick Lohse, Ole-Kristian Heyer) TIEFENSCHÄRFE (DE 2017, R: Mareike Bernien, Alex Gerbaulet)
Dienstag, 14. September, 20:30 Uhr DIESE SPONTANE ARBEITSNIEDERLEGUNG WAR NICHT GEPLANT BR Deutschland 1982. R: Yüksel Ugurlu, Thomas Giefer, Karl Baumgartner. 42 Min, Beta-SP Vorfilm: ALAMANYA, ALAMANYA – GERMANIA, GERMANIA BR Deutschland 1979. R: Hans Andreas Guttner. 24 Min. 35mm Zu Gast: Yüksel Ugurlu, Thomas Giefer
Mittwoch, 15. September, 18 Uhr EKMEK PARASI Geld fürs Brot Deutschland 1994, R: Serap Berrakkarasu, Gisela Tuchtenhagen Dokumentarfilm. 100 Min. DCP Einführung: Gaby Babić
Samstag 18. September, 15:30 Uhr Podiumsdiskussion: Kino, Geschichte und Archive der Migrationsgesellschaft Zu Gast: Aurora Rodonò (Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, freie Kulturarbeiterin und Dozentin) Ceren Türkmen (Soziologin, Initiative Duisburg 1984), Martha Prassiadou (Migrationsberatung, Diakonie Hessen), Christine Kopf (Leitung Filmbildung/Co-Leitung Strategische Entwicklung, DFF)
Samstag, 18. September, 18 Uhr EMPFÄNGER UNBEKANNT BR Deutschland 1983. R: Sohrab Shadid Saless. 83 Min. Digital Zu Gast: Bert Schmidt
Dienstag, 21. September, 18 Uhr OYOYO / MAN SA YAY OYOYO DDR 1980. R: Chetna Vora. Dokumentarfilm. 45 Min. DCP MAN SA YAY Ich, deine Mutter BR Deutschland/Senegal 1980. R: Safi Faye D: Moussa J. Sarr, Yay Sokhna, Yvonne Nafi. 59 Min. Digital. DF
Samstag, 25. September 20:15 Uhr SPUREN - DIE OPFER DES NSU Deutschland 2019. R: Aysun Bademsoy. Dokumentarfilm. 81 min. DCP Zu Gast: Aysun Bademsoy (Online-Gespräch), Marie-Hélène Gutberlet In Kooperation mit: deutsche fremde nachbarschaft
Sonntag 26. September, 18 Uhr Kurzfilmprogramm Želimir Žilnik USTANAK U JASKU Uprising in Yazak (YU 1973) ANTRAG (BRD 1974) INVENTUR METZSTRASSE (BRD 1975) HAUSORDNUNG (BRD 1975) ÖFFENTLICHE HINRICHTUNG (BRD 1975/1997) ICH WEISS NICHT, WAS SOLL ES BEDEUTEN (BRD 1975) Mit Videointerview: Želimir Žilnik
Dienstag, 28. September, 18 Uhr Kurzfilmprogramm: OUT OF PLACE BERLIN (BRD 1969, R: Irena Vrkljan) MITTELEUROPA (DE 1978, R: Nicos Ligouris) ONUN HARICINDE; IYIYIM Other Than That, I'm Fine (DE 2020, R: Eren Aksu)