Vorsprung Frankfurt - ORTSWECHSEL - Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank

ORTSWECHSEL - Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank

Kunst
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Eine Premiere im Museum Giersch der Goethe-Universität: Erstmals präsentiert die Deutsche Bundesbank ihre bedeutende Kunstsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst öffentlich in einem Museum.

Unter dem Titel „ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität" ist vom 8. Juli 2022 bis 8. Januar 2023 eine Auswahl von ca. 90 Kunstwerken aus der Sammlung der deutschen Zentralbank zu sehen. Die Werkauswahl stellt einen Querschnitt durch die deutsche Kunstgeschichte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts dar – angefangen mit prominenten Positionen der deutschen Kunst nach 1945 wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Wolfgang Mattheuer oder Ernst Wilhelm Nay, bis hin zu Künstler*innen der Gegenwart wie Anne Imhof, Jorinde Voigt oder Jonas Weichsel. Als deutsche Zentralbank hat die Bundesbank zahlreiche Aufgaben rund um das Thema Geld und leistet als Teil des Eurosystems ihren Beitrag zur Stabilität der gemeinsamen Währung. Weniger bekannt ist, dass sie über einen umfangreichen Kunstbestand verfügt – vor allem Malerei, Grafik und Skulptur, vereinzelt auch Fotografie. Der Zugang zu dieser Kunstsammlung ist zwar prinzipiell möglich, aber durch Sicherheitsvorgaben eingeschränkt. Mit dieser Ausstellung nun tritt die Sammlung in den Fokus der breiten Öffentlichkeit und es erschließt sich ihr besonderer Charakter.

„Das Museum Giersch der Goethe-Universität schätzt sich glücklich, als zweite Ausstellung nach der umfänglichen Sanierung und dem Neuauftritt unseres Ausstellungshauses Kunst aus der Deutschen Bundesbank bei sich als Gast zu haben. Die Ausstellung gibt einen einmaligen Einblick in diese großartige Sammlung", freut sich Direktorin Dr. Birgit Sander.

Zur Ausstellung: Der Ausstellungstitel ist Programm: Die ausgewählten Positionen ziehen temporär aus den Bankgebäuden aus und in den musealen „White Cube" am Schaumainkai ein. Die weiß und leer belassenen Räume in den drei Ausstellungsetagen des MGGU bieten einen neutralen Hintergrund. Damit ergibt sich ein völlig anderer Wirkungsraum für die Werke als sonst die Gebäude der Bundesbank, wo die Kunst in den Fluren, Besprechungsräumen sowie den Büros und bisweilen auch zwischen Zimmerpflanzen, Kopierern und Sitzgarnituren ihren Platz hat. Der „Ortswechsel" wird zum Perspektivenwechsel, wie auch Dr. Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, feststellt: „Der „Ortswechsel" ist nicht nur räumlich zu verstehen, er verspricht auch neue Sichtweisen. Die Ausstellungspräsentation eröffnet Korrespondenzen zwischen Werken aus verschiedenen Zeiträumen und erlaubt – auch für uns – einen frischen Blick auf die über Jahrzehnte gewachsene Sammlung."

Die Kunstwerke treffen in den kabinettartigen Räumen des MGGU in thematisch gegliederten Konstellationen aufeinander. Es entstehen Dialoge zwischen Werken aus unterschiedlichsten Entstehungszeiten und -kontexten: Eine Arbeit von Anne Imhof mit gestischen Kratzern im Acryllack auf Aluminium trifft auf die „Übermalungen" Arnulf Rainers. Rupprecht Geigers leuchtend rotes Farbfeld begegnet den ironisch konnotierten Arbeiten Monica Baers. In ihrer Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte steht Anselm Kiefers archaisierende Bildwelt den konzeptuellen Fotografien von Annette Kelm gegenüber. Die Besucher*innen sind eingeladen, sich auf diese Dialoge einzulassen und selbst miteinander ins Gespräch zu kommen. „'Ortswechsel' - einen passenderen Titel, eine passendere Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität kann es kaum geben. Nicht nur in, sondern mit der Ausstellung wird dieser vollzogen – ein Ortswechsel zwischen Bundesbank und Universität, zwischen Forschungseinrichtungen und wissenschaftsnahem Museum", so Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität.

Den Einstieg in die Ausstellung bilden mit Werken von Karl Otto Götz, Emil Schumacher oder Hans Hartung Positionen der informellen Kunstrichtung, mit deren Erwerbungen der Sammlungsaufbau in den 1950er Jahren begann. In den folgenden Räumen richtet sich der Fokus dann auf Gegenüberstellungen zeitgenössischer und historischer Positionen. Zehn Themenräume eröffnen somit jeweils neue Blickwinkel auf einzelne Aspekte der Sammlung: „Fortsetzung des Gestischen"; „Farbe absolut"; „Neue Figuration"; „Farbräume"; „Landschaften"; „Geschichte und Geschichten"; „Körper und Identität"; „Imagination und Wirklichkeit"; „Konkrete Formen" und „Vielfalt der Gegenwart". Exklusiv für die Ausstellung gestalten die beiden Künstler*innen Frauke Dannert und Michael Riedel jeweils eigene Räume mit aktuellen Arbeiten und installativen Elementen. Eingebettet in den Rundgang ist ein dokumentarisch angelegter Raum zur Kunst im Kontext der Bank. Zahlreiche Innenaufnahmen aus den Bankgebäuden zeigen die dortige Einbindung der Kunst in den Arbeitsalltag. Ein eigens für die Ausstellung produzierter Kurzfilm lässt die Mitarbeitenden der Bank schließlich selbst zu Wort kommen. So wird erfahrbar, wie die Kunstwerke vor Ort die Räume prägen und den Arbeitsalltag bereichern, indem sie zu Reflektionen, zu Interpretationen, zu Erkenntnis und emotionalen Reaktionen anregen.

Die Ausstellung informiert schließlich ebenfalls über die Geschichte dieser besonderen Sammlung, die auch Momente der deutschen Geschichte nach 1945 widerspiegelt. Die Sammlungstätigkeit fokussiert sich auf Kunst aus dem deutschsprachigen Raum. Die Anfänge der mittlerweile mehrere Tausend Werke zählenden Sammlung gehen bis in die Gründungsjahre der Institution in der Nachkriegszeit zurück, als junge informelle Positionen wie Karl Otto Götz oder Heinz Kreutz angekauft wurden. Sie standen für den Aufbruch und eine neue künstlerische Freiheit nach westlichem Vorbild. Gleichfalls kamen Positionen der klassischen Moderne hinzu, darunter Arbeiten von Erich Heckel, Hans Purrmann oder Karl Hofer. In den folgenden Dekaden wurde die Sammlung nach und nach durch aktuelle Positionen erweitert. Nach der deutschen Wiedervereinigung kamen dezidiert Künstler*innen aus den neuen Bundesländern hinzu.

 



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