Vorsprung Frankfurt - Neuer Vermittlungsraum für Sammlung Gegenwartskunst

Neuer Vermittlungsraum für Sammlung Gegenwartskunst

Kunst
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Im Zuge der Neupräsentation „ZURÜCK IN DIE GEGENWART. Neue Perspektiven, neue Werke –die Sammlung von 1945 bis heute“ hat das Städel Museum abteilungsübergreifend einen innovativen Kunst-und Vermittlungsbereich entwickelt. CLOSE UP bietetden Besucherinnen und Besuchern des Städel mit einer konzentrierten Werkauswahl Zugänge und Vertiefungsmöglichkeiten zu Themen der Gegenwartskunst. Dabei setzt CLOSE UP auf das Zusammenspiel von originalenKunstwerken, Wandtexten und einer Tabletanwendung.

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Das breiteSpektrum der digitalen Vermittlung–von Ausstellungsfilmen über Interviewsmit Künstlerinnen und Künstlernder Sammlung sowiedie Digitorials® bis hin zur Digitalen Sammlung–ergänzt die Begegnung mit den Originalen im Museumsraum. In CLOSE UP werden spezifische Themen der Sammlung präsentiert und eingehend unter die Lupe genommen.

Den Anfang bildet das Fokusthema Fotografie und Malerei. Am Beispiel von dreiWerkenaus der Sammlung des Städel von Sigmar Polke (1941–2010), Wolfgang Tillmans (*1968) und Jörg Sasse (*1962)wird die Kombinationdervermeintlich konkurrierenden Medien genauer untersucht. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen,vor den originalen Arbeiten selbstständigzu recherchieren:Welche Rolle nimmt die Fotografie in der Kunst ein? Welche Auswirkungen hat sie auf die Malerei? Verbindungslinien zwischen Kunst und Gesellschaft sowie historische Zusammenhänge werden aufgedeckt. Für die vertiefende Beschäftigung stehen Wandtexte, Bücher und Tablets bereit.Eigens geschaffene Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen und Diskutieren ein. Im Städel Wifi können die Besucherinnen und Besucher auch einemobile Version der Anwendung für das eigene Endgerätnutzen. Darüber hinaus ergänzen Themen-und Abendführungen das Angebotin CLOSE UP. Sie beziehen die verschiedenen Module mit ein und fordern zum gemeinsamen Gespräch über die unterschiedlichen künstlerischenAnsätzeauf.

„CLOSE UP verbindet die Wirkung des Originals mit verschiedenen Möglichkeiten der Annäherung. Multiperspektivische Wandtexte sowie aktivierende und unterhaltsame digitale Module schaffen ein Angebot, das Besucherinnen und Besuchern nach eigenen Interessen zeitgenössische Kunst näherbringt. Die Themensind so vielfältig wie die Kunst der Gegenwart und die Werke unserer Sammlung. Der Kunst-und Vermittlungsbereich ist wandelbar und wird immer wieder neue inhaltliche Schwerpunkte setzen. Der Austausch untereinander und die Entdeckungen ander Kunst stehen im Vordergrund“, erläutern die beiden ProjektleiterinnenAnne Dribbisch, Bildung und Vermittlung,und Svenja Grosser, Sammlung Gegenwartskunst.CLOSE UP spricht dasPublikum mit seinen vielfältigen Erwartungen und Vorkenntnissen an. Auchwenn die Werke der Gegenwartskunst der Lebensrealität der heutigen Besucherinnen und Besucher am nächstensind, haben dieErfahrungen in der aktiven Vermittlungsarbeit der letzten Jahre gezeigt, dass die Wahrnehmung von und Auseinandersetzung mitGegenwartskunst häufig mitSchwierigkeitenverbunden ist.

Das Konzept hinter CLOSE UP setzt an dieser Stelle an und ermöglicht dem Publikumsowohl einen individuellen, niedrigschwelligen und zum Teil spielerischen Zugang als auch eine intensive Beschäftigung–eine ArtSelbststudium der Kunstmit ihren Themen und Diskursen .CLOSE UP aktuell:Fotografie und MalereiEin zentrales Thema der Sammlung Gegenwartskunst im Städel Museum ist das wechselseitige Verhältnis zwischen Malerei und Fotografie: Bald 200 Jahre Fotografiegeschichte zeigenfortlaufend, wie sich die beiden Medien gegenseitigbeeinflusst und geprägt haben.Die Fotografie, mit dem vermeintlichen Anspruch der Abbildung von Wirklichkeit, wird spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts und mit aller Deutlichkeit in der Gegenwartskunst zum eigenständigen Medium, das seine Möglichkeiten stetig neu erfindet –und damit die Malereiwesentlichprägt.Malerinnen und Maler nehmenGestaltungsmöglichkeitenund Strategiender Fotografie auf und vice versa. Heute istFotografie allgegenwärtig, sie ist auch das Instrument, um Inhalte möglichst schnell und einprägsam zu verbreiten. Doch je größer die Wirksamkeit von Bildern ist, umso mehr besteht auch die Gefahr der Manipulation: Was ist Realität und was Fiktion?

Am Beispiel dreier bedeutender Werke aus der Sammlungdes Städel Museums werden die vermeintlich konkurrierenden Medien genauer untersucht. Angefangen in den 1970er-Jahren bei Sigmar Polkes kleinformatigerArbeit Ohne Titel(1975)bis in die jüngste Gegenwart mitden großformatigen C-Prints von Jörg Sasse 7127 (2003) und Wolfgang Tillmanspaper drop (window) (2006). Damit wirdein Zeitraum von 30 Jahrenumrissen. Beschäftigt sich Sigmar Polke mit der direktenVerbindungbeider Medien mittels derexperimentellenBelichtung einer Leinwandin Kombination mit malerischen Elementen, so arbeiten Jörg Sasse und Wolfgang Tillmans gleichermaßen analog wie digital–wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. Jörg Sasse wählt aus seinem angelegten Archiv an Amateur-und eigenen Aufnahmeneine Vorlage aus, die er anschließend einer digitalen Bearbeitung unterziehtund bis zuLeinwandmaßen vergrößert: Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind kaum noch auszumachen.Wolfgang Tillmans thematisiert die Fotografie in ihrer eigenen Materialität.Mithilfe eines gefalteten, realenFotopapiersund einem gezielt eingesetzten Fokuserschafft er ein vollkommen abstraktes Bild, das sichletztlichjeglicher Gegenständlichkeitentzieht. Die drei Werke lassen sich in CLOSE UP durch unterschiedliche „Linsen“ bzw. Fragestellungen betrachten: Wie bedingen Malerei und Fotografieseit ihrer Erfindung einander, welche technischen Möglichkeiten gibt es und wie gehen wir heutzutage mit der Fotografie als Bildmedium um?

Diese Reflexionen sind nicht nur im Rahmen derbloßen Kunstbetrachtung interessant: In einer Gesellschaft, in der die Nutzung unterschiedlicher Medienunabdingbar oder zumindest alltäglichgeworden ist, werden Bild-und Medienkompetenz zu Schlüsselfaktoren. Erst durch dieFähigkeit der intensiven Betrachtung von Bildern und der Einordnung von Sachverhalten wird eine vollständige Teilhabe an der immer komplexer werdenden Arbeitswelt sowie der politischen Willensbildung möglich.

Die TabletanwendunginCLOSE UP erweitert die aktuellen digitalen Vermittlungsangebote des Städel Museums. Vor Ort im Städel Wifi kann auch eine mobile Version der Applikation für das eigene Endgerät genutzt werden. Aktivierend und unterhaltsam führt sie an die Sammlung Gegenwartskunst heran.Besonders ist dabei, dass die Besucherinnen und Besucher selbstentscheiden, wie sie sich dem Gegenstandnähern: NachpersönlichemInteresse kannder Zugang überdiethematisch zusammengestellten Künstlerinterviews, weitere Filmformate, die Digitiorials®oder diepassenden Werke in der Digitalen Sammlunggewähltwerden –alle Inhalte finden sichauf einen Blick auf der Überblicksseite.Für einen interaktiven und abwechslungsreichen Zugang zum Fokusthema, kann das Publikum zudem aus unterschiedlichen Fragestellungen wählen.Diese führen zu unabhängigenModulen, die anregende Aufgaben stellensowieHinweise auf besondere Details geben und wichtige Hintergrundinformationen liefern. Bewusst wird auch die Frage nach der individuellen Wahrnehmungder Besucherinnen und Besucher gestellt.

Die spielerischen Elemente der Anwendung haben zum Ziel, ein anspruchsvolles Thema in seiner Komplexität zu vermitteln und damit neue Blickwinkel und Sichtweisen auf die Kunst zu ermöglichen. Jeder Gastnimmt ein individuelles Erlebnis mit nach Hause. Mit „Take-Away Art“ kann imAnschluss an den Museumsbesuch ergänzenddigitalerContent zum Thema per E-Mail empfangen werden.

Führungsangebotin CLOSE UP

Ein spezielles Führungsangebot in CLOSE UP bezieht die Multimedialität des Raumesmit ein.Alle Formate und Anwendungen finden unter der Einhaltung aktueller Hygienevorgaben statt.

Themenführung Gegenwartskunst

Überraschende Vergleiche, spannende Gegenüberstellungen, unterschiedliche Erzählstränge: Einmal im Monat bietet die Themenführung eine Vertiefung in den Sammlungsbereich Gegenwartskunst: Freitag, 14. August, 18.00 Uhr CLOSE UP. Im Spannungsfeld zwischen Malerei und Fotografie Buchungunter shop.staedelmuseum.de

Abendführung

Die ProjektleiterinSvenja Grosser führt exklusiv in CLOSE UP und das Fokusthema ein: Donnerstag, 30. Juli, 18.30 Uhr

Fotografie versus Malerei in der Gegenwartskunst, mit Svenja GrosserAnmeldung unterstaedelmuseum.de/kalenderWeitere Informationen zum aktuellen Führungsprogramm laufend unter staedelmuseum.de/angebote/close-up„ZURÜCK IN DIE GEGENWART.

Neue Perspektiven, neue Werke –die Sammlung von 1945 bis heute“

Nahezu ein Jahrzehnt nach der Eröffnung der Gartenhallen wird die Sammlung Gegenwartskunst im Städel Museum seitdem 19. Mai2020 zum ersten Mal neu präsentiert. Ausgehend vom zentralen Platz der rund 3.000 m² großen Gartenhallen und beginnend mit Hauptwerken der jüngeren und jüngsten Zeitgenossenschaft fächert sich eine Geschichte der Kunst nach 1945 auf.Rund 230 Arbeiten von 170 Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Schulen, Stilen und Gruppen eröffnen überraschende Vergleiche, Blickwinkel und Sichtachsen zwischen der unmittelbaren Gegenwart und ihren Wurzeln in den zurückliegenden Jahrzehnten. Aus diesem Anlassist auch eine Vielzahl an jüngsten Neuerwerbungen und Schenkungen erstmals zu sehen, etwa Arbeiten vonMiriam Cahn (*1949), René Daniëls (*1950), Carlos Cruz-Diez (1923–2019), Jimmie Durham (*1940), Asta Gröting (*1961) oder Victor Vasarely (1906–1997). Anhand unterschiedlichster Erzählstränge ermöglicht die Neupräsentation einen Zugang zurKunst nach 1945, der die Sammlung bewusst nicht chronologisch, sondern thematisch erfahrbar macht. Die Auflösung des abgebildeten Gegenstandes in abstrakte, formlose Malereien wird ebenso Dekaden übergreifend vermittelt wie der sich gleichzeitig vollziehendeEinzug der gestischen Malerei und deren Auswirkungen auf die nachfolgenden Jahrzehnte. Auch die immer wieder mit neuen Bedeutungen und Referenzen aufgeladene Ästhetik der Geometrie und der Dinge des alltäglichen Lebens wird in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und thematischen Bezugspunkten gezeigt. Im Gang durch die Räume und Plätze der Gartenhallen kann das Publikum nachvollziehen, wie die Figur wieder zurück ins Bild findet, die Malerei den –realen –Raum erobert oder die scheinbar konkurrierenden Medien Malerei und Fotografie zu einem wechselseitigen Austausch finden.

Foto: Wolfgang Tillmans



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