Vorsprung Frankfurt - „Displaced: Jüdische Erfahrungen in der europäischen Nachkriegszeit“

„Displaced: Jüdische Erfahrungen in der europäischen Nachkriegszeit“

Literatur
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Zum Abschluss der Ausstellung „Unser Mut: Juden in Europa 1945-48“ veranstaltet das Jüdische Museum in Kooperation mit der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden eine internationale Konferenz, die mit einer performativen Lesung in der Alten Oper beginnt und im digitalen Raum fortgesetzt wird.

Das dreitägige Programm verbindet künstlerische Darbietungen mit wissenschaftlichen Beiträgen, Gespräche mit Zeitzeugen und deren Nachkommen mit einer digitalen Ausstellungsbesichtigung. Es widmet sich den jüdischen Erfahrungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs und reflektiert deren Nachwirkungen in der Gegenwart. Eine besondere Rolle spielt dabei die Frage nach der Erinnerung an diesen Zeitraum.

Die Jahre 1945 bis 48 waren für viele Menschen in Europa von Gewalt, Hunger, Flucht und Vertreibung gekennzeichnet. Dies galt im besonderen Maße für die Überlebenden der Schoa, die aus den Konzentrationslagern, Verstecken und Fluchtorten an ihre vormaligen Wohnorte zurückkehrten. Hier mussten sie häufig erfahren, dass von ihrem Leben aus der Vorkriegszeit nichts zurückgeblieben war. Die meisten Überlebenden organisierten daher ihre Weiterreise, deren Ziel sehr häufig das britische Mandatsgebiet Palästina und später der Staat Israel war. Andere bauten neue Netzwerke und Gemeinden auf und dokumentierten die nationalsozialistischen Verbrechen, deren Zeuge sie geworden waren. Die Ahndung dieser Verbrechen wurde zum Ausgangspunkt für die Entwicklung eines internationalen Völkerrechtsverständnisses, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und der UN-Völkerrechtskonvention zum Ausdruck kommt.

Die Genese des Völkerrechts steht im Zentrum der performativen Lesung „East West Street: A Song of Good and Evil“, mit der die Konferenz am Sonntag, 16. Januar, um 19.30 Uhr in der Alten Oper eröffnet wird. Im Zentrum des Abends steht das mehrfach preisgekrönte Buch „Rückkehr nach Lemberg“ des renommierten Völkerrechtlers und Vorsitzenden des englischen PEN-Clubs, Philippe Sands. Gemeinsam mit der bekannten Schauspielerin Katja Riemann geht er auf die Geschichte seines Großvaters und der beiden jüdischen Juristen aus Lemberg, Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin, ein und schlägt einen Bogen zum Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess. Die Lesung wird von einem Konzert mit Stücken von Bach, Beethoven, Rachmaninow und Leonard Cohen begleitet, das die Sopranistin Natalie Dessay, der berühmte Bassbariton Laurent Naouri und der Jazzpianist Guillaume de Chassy darbieten.

Die digitale Konferenz „Displaced“ beginnt am darauffolgenden Morgen um 10 Uhr mit einem Gespräch von Claudia Sautter mit Philippe Sands, an das sich eine dialogische Führung mit Erik Riedel und Werner Hanak durch die Ausstellung „Unser Mut“ anschließt. Es folgen Vorträge über Formen jüdischer Selbstorganisation in der unmittelbaren Nachkriegszeit, Holocaust-Erinnerung in Polen sowie verschwundene Denkmäler von Kamil Kijek, Barbara Stambolis, Dariusz Stola und Kata Bohus. Den Abschluss des Tages bildet eine von Mirjam Wenzel moderierte Lesung von Minka Pradelski aus ihrem Buch „Es wird wieder Tag“.

Eva Szepesi, Überlebende der Schoa, und Kata Bohus eröffnen den letzten Konferenztag mit einem Gespräch über das Leben nach dem Überleben. Ein von Sabena Donath moderiertes Podiumsgespräch mit Nathalie Friedlender, Yuval Rozenberg, Sharon Ryba-Kahn und David Weiner über das Fortwirken von traumatischen Erfahrungen und neuen Generationsperspektiven schließt sich an. Den Abschluss der Konferenz bildet ein Vortrag von Elisabeth Gallas über den Kampf der Überlebenden um Gerechtigkeit sowie ein Gespräch von Doron Kiesel mit Atina Grossmann über transnationale Migration und postkoloniale Entwicklungen in der Nachkriegszeit.

Die Konferenz findet im Rahmen des Festjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ statt und wird weitgehend im Livestream auf dem YouTube-Kanal des Jüdischen Museums übertragen; bei einzelnen Programmteilen ist ein Login auf Zoom erforderlich. Weitere Informationen zum Programm sind dem beiliegenden PDF zu entnehmen und auf der Website des Jüdischen Museums unter juedischesmuseum.de/de/besuch/ausstellungen/detail/konferenz-displaced zu finden.

Um Anmeldung zur Konferenz unter displaced.zentralratderjuden.de wird gebeten. Der Auftaktabend in der Alten Oper findet entsprechend der aktuellen Auflagen zur Eindämmung des Pandemiegeschehens unter 2G-Plus-Bedingungen statt. Karten sind im Vorverkauf ab 21 Euro über die Website der Alten Oper zu erwerben.



PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von VORSPRUNG!

AnzeigeHarth und Schneider 250 x 300px

Anzeige

werbung1 100Euro