Vorsprung Frankfurt - "Engagiert, kompetent und mit Ausdauer im Kampf gegen Fluglärm"

"Engagiert, kompetent und mit Ausdauer im Kampf gegen Fluglärm"

Politik
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Für die Menschen rund um den Flughafen soll es leiser und sauberer werden. So in etwa lässt sich das Credo der ehrenamtlichen Stadträtin Ursula Fechter umschreiben, die seit Oktober 2016 die Stabsstelle Fluglärmschutz koordiniert, welche direkt dem Oberbürgermeister untersteht.

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Die promovierte Volkswirtin ist ständige Vertreterin des Stadtoberhauptes für dieses Thema, wohnt am Sachsenhäuser Berg direkt unter der Einflugschneise der Nordwest-Landebahn und beging am Sonntag, 18. Oktober, ihren 75. Geburtstag. Ein Empfang im Kaisersaal am selben Tag bot den feierlichen Rahmen.

Die selbstständige Steuerberaterin widmet sich seit über zwanzig Jahren dem Ziel, das Zusammenleben mit dem Flughafen für dessen rund 300.000 Anrainern in Frankfurt und dem Umland erträglicher zu machen. Mit Ende ihrer Amtszeit nach der Kommunalwahl im März 2021 wird sie sich aus dem Magistrat zurückziehen, will aber dem Thema aktiv verbunden bleiben.

„Ich gratuliere Ursula Fechter herzlich zu ihrem Geburtstag. Sie kämpft dafür, dass der Flughafen für die Menschen in der Region da ist und nicht anders herum. Die Wirtschaftskraft unserer Region darf nicht zu Lasten ihrer Anwohnerinnen und Anwohner gehen. Diese Position vertritt sie engagiert und profund. Ihrer Kompetenz und Ausdauer haben wir es zu verdanken, dass neue, lärmschonende An- sowie Abflugverfahren umgesetzt wurden und Verstöße gegen das Nachtflugverbot nicht unter den Teppich gekehrt wurden. Hierfür danke ich ihr“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Seit 1998 ist Fechter Mitglied und Sprecherin der „Bürgerinitiative Sachsenhausen“. 2016 kandidierte sie als parteilose Listenangehörige für die Stadtverordnetenversammlung, wurde in den ehrenamtlichen Magistrat gewählt und von Oberbürgermeister Feldmann damit beauftragt, den Fluglärmschutz in der neuen Stabsstelle zu koordinieren. „Es ging darum, das Thema aufrecht zu erhalten“, sagt sie. Denn den Bau der Nordwest-Landebahn und damit mehr Flugzeuge über der Region konnten Fechter und ihre Mitstreiter aus anderen Bürgerinitiativen nicht verhindern. Wachsamkeit war weiterhin gefragt, auch wenn das neu eingeführte Nachtflugverbot und andere Schritte die Auswirkungen der zusätzlichen Piste abmildern sollten.

Ihre Hauptaufgabe sieht Fechter darin, zentrale Ansprechpartnerin der Bürger für die verschiedenen Initiativen zu sein, die sich für einen weniger lauten Airport stark machen und die dafür nötige Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Dabei versteht sie sich nicht als dessen Gegnerin. „Ich plädiere für einen Flughafen, der das Mobilitätsbedürfnis der Region erfüllt“, beschreibt sie ihr Credo. Fechter - ihrer Selbstbeschreibung nach „hartnäckig und keiner Auseinandersetzung aus dem Wege gehend“ - kritisiert die ihrer Auffassung nach zu hohe Anzahl von Kurzstreckenflügen, die es vor dem Corona-bedingten Einbruch des Luftverkehrs gegeben habe. Hier lasse sich auf andere Verkehrsträger wie etwa die Bahn ausweichen. Auch sieht sie die Funktion des Flughafens als internationales Drehkreuz in der bisherigen Form kritisch.

Die aktuelle Pandemie-Situation bietet ihrer Auffassung zufolge auch eine Möglichkeit, den internationalen Luftverkehr in reduziertem Maß hochzufahren, wenn die Corona-bedingten Einschränkungen wegfallen. „Home-Office und Videokonferenzen zeigen uns, dass nicht jede interkontinentale Reise sein muss“, sagt sie. Denn es ist nicht nur der Lärm, der zu den schädlichen Emissionen zählt. So hat sie sehr früh den durch Flugmotoren ausgestoßenen Feinstaub öffentlich thematisiert und sich erfolgreich für Messstellen in Frankfurt eingesetzt.

Insgesamt sieht Fechter einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel, zu dem auch die zunehmende Vernetzung der Initiativen beigetragen habe. Das zeige etwa die Kritik an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für ihren Flug über die Ultrakurzstrecke Stuttgart-Basel. „Das hätte es vor einiger Zeit noch nicht gegeben“, sagt sie. Für ihre Arbeit tauscht die Koordinierungsstelle sich mit anderen Organisationen und Kommunen aus und macht dabei vor den deutschen Grenzen nicht halt. So bestehen Beziehungen zur französischen „Association Ville Aéroport“, in der sich Anrainergemeinden großer Flughäfen aus dem Nachbarland zusammengeschlossen haben. Einen potenziellen Bündnispartner sieht sie in Frankfurt in der Fridays-for-Future-Bewegung sowie den Scientists for Future, zu denen schon ein erster Kontakt besteht.

Fechter will nach ihrem Ausscheiden aus dem Magistrat der Stabsstelle Fluglärmschutz für eine Übergangszeit weiterhin beratend zu Seite stehen. Die Arbeit im eigenen Steuerbüro wird auch nach ihrem Geburtstag weitergehen. Die engagierte Frau, die sich als „Familienmensch“ bezeichnet, freut sich darauf, als Stadträtin a. D. mehr Zeit für ihre beiden Kinder und vier Enkel zu haben. Dazu will sie sich wieder stärker in die Arbeit der Bürgerinitiative in Sachsenhausen einklinken. In Frankfurt dürfte auch weiterhin von ihr zu hören sein.

Text: Ulf Baier

Foto: Stadträtin Ursula Fechter spricht im Haus am Dom. Foto: Stadt Frankfurt/Stefanie Kösling
Foto: Ursula Fechter. Foto: Stadt Frankfurt/Rainer Rüffer



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