Vorsprung Frankfurt - „Die Hölle von Auschwitz war von Menschen gemacht“

„Die Hölle von Auschwitz war von Menschen gemacht“

Politik
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Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz, weshalb das Datum in Deutschland gesetzlicher Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ist. Daher lud die Stadt Frankfurt am Main 77 Jahre nach dem Ereignis zu einer Gedenkveranstaltung in die Paulskirche ein. Die Veranstaltung schloss mit einer Kranzniederlegung an dem Mahnmal für Opfer der NS-Gewaltherrschaft auf dem Paulsplatz.

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Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) wies in seiner Rede darauf hin, dass Auschwitz das Produkt einer von Menschen entworfenen Ideologie war. „Es war kein abstrakter Unort im toten Winkel, sondern eine menschengemachte Tötungsmaschinerie. Geplant von Menschen und betrieben von Menschen“, sagte Feldmann. „Die Hölle aus Stein und Stahl, aus Gas und Gewehren“ sei „menschengemacht“ gewesen – und nicht „wie eine Flutwelle“ schicksalhaft über uns gekommen. Gerade das mache Auschwitz so unbegreifbar, weshalb man es nie vergessen dürfe. Auschwitz war das größte Konzentrationslager. In ihm starben nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Menschen – die meisten davon Juden, die unmittelbar nach ihrer Ankunft vergast wurden. Der Name des Ortes im damals deutsch besetzten Polen steht seitdem als Chiffre für den faschistischen Völkermord.

Der Oberbürgermeister erinnerte an die am 6. Januar verstorbene Auschwitz-Überlebende und Frankfurter Ehrenbürgerin Trude Simonsohn. Sie hatte ihre Memoiren unter dem Titel „Noch ein Glück“ niedergeschrieben. Feldmann trug während der Veranstaltung aus ihren Erinnerungen vor: „Nach einer Stunde in Auschwitz habe ich genau gewusst, wo ich bin: in der Hölle“ – mit diesen Worten berichtet Simonsohn von ihrer Ankunft in dem Lager, begleitet von Todesgegenwart und schlimmen Demütigungen durch die SS-Wachmannschaften.

Das Stadtoberhaupt beschrieb den Abschnitt über Auschwitz in Simonsohns Erinnerungen als „mit das Bedrückendste, das ich je gelesen habe.“ Die Frankfurter Ehrenbürgerin baute nach dem Zweiten Weltkrieg die Jüdische Gemeinde wieder auf und engagierte sich in der Erinnerungsarbeit, indem sie etwa vor Schulklassen über ihre Erlebnisse berichtete. Zugleich galt sie als Mahnerin vor wieder erstarkendem rechten Gedankengut in Deutschland.

In einem Statement äußerte Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, die an der Gedenkveranstaltung teilnahm: „Der 27. Januar ist für mich immer ein ganz besonderer Tag. Das Gedenken an die unfassbaren Verbrechen, die in Ausschwitz und den anderen Lagern verübt wurden, darf niemals aufhören. Der Erhalt der Erinnerungskultur muss aber immer wieder neu erkämpft werden. Versuche, einen Schlussstrich unter das Gedenken an die Verbrechen der Nazizeit zu ziehen, gibt es immer wieder. Damit wird dem Antisemitismus in der Gegenwart der Boden bereitet. Dem entgegenzutreten, ist die Aufgabe aller. Wenn die Erinnerung uns nicht leitet, verlieren wir die Orientierung im Heute.“

Foto: Oberbürgermeister Peter Feldmann spricht in der Paulskirche, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Foto: Der Gedenkkranz wird aus der Paulskirche getragen, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Foto: Oberbürgermeister Peter Feldmann und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg auf dem Weg zur Kranzniederlegung, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Foto: Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Oberbürgermeister Peter Feldmann legen den Kranz nieder, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel



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