Volkshochschule lädt zu Demokratiewerkstätten ein

Nach einer Auftaktveranstaltung findet sich eine Gruppe von interessierten Menschen, die vor Ort selbst entscheiden, mit welchen Themen im Bereich Politik, Wirtschaft oder Geschichte sie sich näher beschäftigen wollen. Entstanden sind hierbei schon diverse Formate von Veranstaltungen mit unterschiedlichsten Themenschwerpunkten – von Diskussionsrunden zu den Vor- und Nachteilen künstlicher Intelligenz über Straßentheateraktionen auf öffentlichen Plätzen und Stadtteilspaziergängen bis hin zu Workshops zum Thema Alltagsrassismus. „Mit dem Projekt der Frankfurter Demokratiewerkstätten geht die VHS mit Angeboten der politischen Bildung aktiv auf Menschen zu und wartet nicht ab, bis sie den Weg in das Kursangebot allein finden. Dies ist eine innovative Ergänzung des Angebotes, welche die Leitidee der Volkshochschulen ‚Bildung für alle` in die Praxis umsetzt. Wer demokratisches Miteinander stärken will, muss es beständig üben. Die Demokratiewerkstätten bieten einen perfekten Rahmen dafür. Sie fördern gesellschaftliches Engagement und unterstützen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihre eigenen Themen in kreativen Formaten anzugehen", sagt Bildungsdezernentin Sylvia Weber während einer Pressekonferenz am Montag, 27. Juni.

„Trotz der großen Angebotspalette der VHS gibt es bislang keinen Kurs, bei dem der Inhalt und die Durchführung von den Teilnehmenden selbst ausgeht und von ihnen gestaltet wird. Das hat sich mit den Demokratiewerkstätten geändert. Mit den Demokratiewerkstätten werden Themen aus dem Alltag und der Lebenswelt der Teilnehmenden Gegenstand und der Treffpunkt im Stadtteil, also der Betrieb, der Sportverein oder eine öffentliche Halle zum Lernort", sagt Danijel Dejanovic, Betriebsleiter der VHS. Ausgangspunkt für die Projektidee war die zu beobachtende gesellschaftliche Krise. Das Vertrauen in die Demokratie sinkt bei gleichzeitig erstarkenden demokratiefeindlichen Einstellungen. Daher ist es wichtiger denn je, ein demokratisches Miteinander zu stärken. Hinzu kommt, dass sich auch im Bereich der außerschulischen politischen Bildung soziale Ungleichheiten sowohl widerspiegeln als auch diese verstärken. „Um soziale Ausschlüsse nicht zu wiederholen, müssen Bildungsinstitutionen wie die VHS innovative Formate entwickeln und neue Wege gehen, um einem breiteren Kreis von Adressat*innen als bisher Angebote bereitzustellen", erklärt Antje Neumann. Sie ist als Projektkoordinatorin der VHS bei allen Veranstaltungen der Demokratiewerkstätten dabei und bindet die Partnerinnen und Partner in die Arbeit ein.

Um die Idee der aufsuchenden politischen Bildung in die Praxis umzusetzen, hat die VHS den Bildungsdienstleister Provadis in Höchst, das Mehrgenerationenhaus Gallus, den Demokratiekreis Riederwald und den Sportverein FC Gudesding als Partner gewonnen. Neumann betont die Bedeutung des Projektes für die VHS: „Die Demokratiewerkstätten sind der VHS wichtig, weil sie die Gesellschaft in Frankfurt an Punkten durchdringen, die die VHS bisher noch nicht erreicht hat. Dies ist nur mit den engagierten Partner*innen des Projektes möglich." Die Demokratiewerkstätten werden aus den Mitteln des Hessischen Weiterbildungspaktes II des Kultusministeriums gefördert. Das Projekt ist bereits Anfang 2021 gestartet, konnte aber wegen Corona nur eingeschränkt arbeiten, da die Demokratiewerkstätten von der persönlichen Begegnung leben. In diesem Sommer nimmt das Projekt erneut Fahrt auf. Die Demokratiewerkstätten wurden in Hessen von dem Verein Bündiger Kreis vor über 20 Jahren entwickelt und zunächst an Schulen angeboten. Seit fünf Jahren wird das Konzept von mehreren Volkshochschulen in Hessen in der politischen Erwachsenenbildung angeboten.

Wer aktiv bei einer Demokratiewerkstatt mitmachen oder sich näher informieren möchte, kann sich direkt an die Projektkoordinatorin Antje Neumann per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden oder findet unter vhs.frankfurt.de nähere Informationen. Im Sommer und Herbst dieses Jahres wird es in allen Demokratiewerkstätten Angebote geben, an denen sich Interessierte beteiligen können. Damit die VHS auch in den nächsten Jahren Raum für einen offenen Austausch rund um die Themen Politik, Wirtschaft und Geschichte bieten kann, wird in diesem Sommer ein Antrag zur Weiterförderung der Demokratiewerkstätten gestellt.