Vorsprung Frankfurt - Originalsteine der „Goldenen Waage“ aus 17. Jahrhundert präsentiert

Originalsteine der „Goldenen Waage“ aus 17. Jahrhundert präsentiert

Planungsdezernent Marcus Gwechenberger, Mitglieder der Familie Ciftci und Denkmalamtsleiterin Andrea Hampel vor der „Goldenen Waage“. Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Elke Sichert

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Am Montag, 4. Dezember, hat das Denkmalamt während einer Pressekonferenz Originalsteine des Hauses „Goldene Waage“ in der Neuen Altstadt aus dem 17. Jahrhundert präsentiert. Im Oktober meldete sich Erdal Ciftci aus Dreieich-Götzenhain im Denkmalamt, weil er skulptierte Steine in Haus und Garten vorgefunden hatte. Sein Haus wurde 1961 gebaut, Cifti hat es vollständig saniert.

Dabei wurden die historischen Rotsandsteine ausgebaut und teilweise an anderer Stelle wiederverwendet. Schnell stand fest: Ohne Zweifel gehörten fast alle Steine zur Goldenen Waage, sie stammten aus der Fassade und dem rückwärtigen Treppenturm. Die Goldene Waage war eines der berühmtesten Häuser der Frankfurter Altstadt und ist heute wiederaufgebaut, sie steht in prominenter Lage an der ehemaligen Höllgasse und dem Markt, direkt am Dom.

Neben Planungsdezernent Marcus Gwechenberger und Denkmalamtsleiterin Andrea Hampel nahmen auch Familie Ciftci sowie der Architekt Jochem Jourdan, der die Rekonstruktion der „Goldenen Waage“ gestaltete, an der Pressekonferenz teil.

Das mittelalterliche Vorgängerhaus kauften der gebürtige Niederländer Abraham van Hamel und seine Frau Anna van Litt, die seit 1599 Frankfurter Bürger waren. Der Zuckerbäcker, Farben- und Gewürzhändler ließ das alte Haus abreißen und ab 1618 den prunkvollen Neubau nach der neuesten Mode errichten. Außer dem Salzhaus am Römerberg stellte niemand seinen Reichtum so öffentlich zur Schau. So wurde sein erster Bauantrag zunächst nicht bewilligt, da er nicht den Bauvorschriften des Rates an dieser Stelle entsprach. Zudem legten die Nachbarn Widerspruch ein, da der Bau mit vier Stockwerken zu hoch sei. Der Bauherr ging vor Gericht, verlor jedoch den Prozess und es entstand ein dreistöckiges Gebäude. Das Haus war 1619 fertig, nachdem endlich die fehlenden Gitter geliefert waren. Da die Ausführung dem Bauherrn missfiel, kam es erneut zum Prozess.

Als van Hamel 1623 starb, gehörten ihm zahlreiche weitere Häuser in der Altstadt, die er als erfolgreicher Händler erworben hatte. Der Dreißigjährige Krieg führte zur Verschuldung und 1638 kaufte Wilhelm Sonnemann das Haus. In der Folge kam es zu weiteren Verkäufen, bis schließlich 1898 die Stadt Frankfurt die Goldene Waage erwarb. Es folgte 1899 eine umfassende Renovierung durch den Architekt Franz von Hoven. Er legte das Fachwerk frei und baute zusätzliche Innenwände zurück. Durch Abrisse zur Straßenerweiterung in der Höllgasse stand die Goldene Waage nunmehr prominent und gut sichtbar im Straßenraum. 1913 wurde das Haus dem Historischen Museum zur Verfügung gestellt, das 1928 ein „Frankfurter Bürgerhaus“ für Besucher öffnete.

Nach ersten Schäden 1942 veranlasste der „Bund tätiger Altstadtfreunde“ die vollständige fotografische Aufnahme der Altstadt und somit auch der Goldenen Waage. Das Haus wurde am 22. März 1944 zerstört, das Fachwerk und die Inneneinrichtung verbrannten, das steinerne Erdgeschoss blieb jedoch erhalten. Die Reste wurden 1950 beseitigt und Teile der Fassade auf Veranlassung eines Privatmannes nach Dreieich-Götzenhain gebracht. Offenbar kamen Spolien aus der zerstörten Frankfurter Altstadt auch auf das Nachbargrundstück. Das Denkmalamt dankt dem Eigentümer Erdal Ciftci für die Meldung der Spolien und die freundliche Übergabe, sodass diese Teile der Goldene Waage nach Frankfurt zurückkehren können.

2014 begann der weitgehend originalgetreue Neubau durch das Architekturbüro Jourdan & Müller, dieser wurde 2017 fertiggestellt und 2019 eröffnet. Eingefügt wurden originale Teile, die 2014 aus Dreieich-Götzenhain zurückgeholt wurden. Aufgrund der Inventarlisten anlässlich des Todes der Witwe van Hamel 1635 konnte das Haus nahezu originalgetreu ausgestattet werden.

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Planungsdezernent Marcus Gwechenberger, Mitglieder der Familie Ciftci und Denkmalamtsleiterin Andrea Hampel vor der „Goldenen Waage“. Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Elke Sichert

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Die neu entdeckten Originalsteine. Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Elke Sichert

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Die „Goldene Waage“ in der Neuen Altstadt. Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Elke Sichert

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Nahaufnahme der „Goldenen Waage“. Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Elke Sichert



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