Vorsprung Frankfurt - Studierende der Islamischen Theologie und Religionspädagogik als Umweltbotschafter

Studierende der Islamischen Theologie und Religionspädagogik als Umweltbotschafter

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Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Im Umweltschutz spielen Religionen mit ihren religiös-kulturellen Werten eine immer wichtigere Rolle.

Doch was sagen Islam und Koran zum Umweltschutz? Wie umweltbewusst sind Muslime und Musliminnen hierzulande? Asmaa El Maaroufi zufolge fehlt es der muslimischen Gesellschaft hierzulande bislang an theologischen Grundgedanken, die den Klimawandel aus umweltethischer Perspektive darlegen. Zudem benötigten muslimische Gemeinschaften Modelle, die zeigen, wie Umweltschutz in der Praxis konkret gelingen kann. El Maaroufi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster.

Gemeinsam mit Tanju Doğanay, Wirtschaftsingenieur, Manager und Vorstandsvorsitzender im Ehrenamt vom Verein NourEnergy, wird El Maaroufi ein Bildungsformat erarbeiten, das die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis schließen soll. „Wie können wir muslimische Glaubensgemeinschaften für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisieren? Welche Rolle können der Islamische Religionsunterricht und angehende Religionslehrerinnen und -lehrer dabei spielen? Und wie lassen sich mithilfe theologisch-pädagogischer Bildungsmaterialien Umweltschutzkonzepte umsetzen, die ethisch-religiös begründetet sind?“ Das seien nur einige der Fragen, mit denen sich die Projektwerkstatt beschäftigen wird, so El Maaroufi.

Studierende werden zu Multiplikatoren in Sachen Umweltschutz
Die islamische Theologin will in der Projektwerkstatt die Quellen des Islams kritisch zu umweltethischen Fragen untersuchen. Tanju Doğanay bringt seine langjährigen Erfahrungen aus der Praxis in die Projektwerkstatt ein. Sein gemeinnütziger Verein „empowert“ seit zehn Jahren durch Umweltbildung die muslimische Community in Deutschland und international. Hierzu zählen unter anderem Formate wie die Kampagne „RamadanPlasticFast“. Zudem bietet seine Organisation technische Beratung bei der energetischen Aufwertung von Moscheen, um auch bei der Gebäudenutzung einen positiven Beitrag zu leisten, wie zum Beispiel durch den Einsatz von Solaranlagen.

In der auf ein Jahr angelegten Projektwerkstatt wollen die Wissenschaftlerin und der Praktiker einen Kurs für Studierende der Islamischen Theologie und Religionspädagogik entwickeln. Dieser soll den Studierenden Grundlagen zu Umweltbildung und zu islamisch-theologischen Umweltkonzepten vermitteln. Zugleich erproben die Studierenden im Kurs das Erlernte in der Praxis. Das vermittelte Wissen, die erlernten Fähigkeiten und Kompetenzen können die Teilnehmenden später im Religionsunterricht, in Moscheen und in anderen Einrichtungen einsetzen.

„Noch vor zehn Jahren schien in der muslimischen Community in Deutschland weder die Brisanz der Umweltkrise noch die Relevanz des Umweltschutzes aus islamischer Sicht besonders verbreitet zu sein. Die eigene Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich ein Wandel vollzieht. Immer mehr Akteurinnen und Akteure der muslimischen Zivilgesellschaft, einschließlich Moscheen, organisieren Vorträge und Events zum Thema Umweltschutz. Neben der Bildungsarbeit sind Praxisbeispiele vonnöten. Für diesen Prozess sind Personen notwendig, die den religiös-kulturellen Kontext kennen und zielgruppenspezifisch kommunizieren können. Wirkungsräume sind unter anderem Moscheen und Religionsunterrichte, weshalb hierbei den Studierenden eine wichtige Rolle zu kommt“, berichtet Doğanay.

Über die Projektverantwortlichen:
Asmaa El Maaroufi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Systematische Islamische Theologie, Islamische Philosophie und Mystik des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Sie wurde 2020 im Fach Islamische Theologie zum Thema „Ethik des Mitseins. Grundzüge einer islamischen Tierethik“ promoviert. Aktuell beschäftigt sie sich als Postdoktorandin mit Fragen zur Ethik in der islamischen Geistesgeschichte, insbesondere aber mit praktischen (sozial-, bio-, umweltethischen) Fragstellungen.

Tanju Doğanay hat Wirtschaftsingenieurwesen in Darmstadt studiert und arbeitet seit knapp zehn Jahren als Manager in der Industrie- und Immobilienbranche. Er gründete 2010 die Organisation für Umweltschutz NourEnergy e. V. Dort berät er unterem anderem Moscheen im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele und unterstützt entsprechende Vorhaben mit Kampagnen und Konzepten. 

Über die AIWG-Projektwerkstätten:
Die AIWG Projektwerkstätten ermöglichen Angehörigen der islamisch-theologischen Studien gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern oder Akteuren und Akteurinnen aus der Praxis Vorhaben über einen Zeitraum von zwölf Monaten umzusetzen. Damit können die Forschenden größere wissenschaftliche Projekte, Publikationen oder Partnerschaften anstoßen. Die einjährigen Vorhaben werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteuren und Akteurnnen aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die Stiftung Mercator.



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