Vorsprung Frankfurt - Bürgerdialog klärt Fragen der regionalen Ernährungswende

Bürgerdialog klärt Fragen der regionalen Ernährungswende

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Mit dem Knoblauch ist das so eine Sache. Die einen mögen ihn, andere treibt er in die Flucht. Dieser Aspekt stand aber beim ersten digitalen Bürgerdialog von Frankfurt Green City am Donnerstagabend, 27. Mai, nicht im Vordergrund. Vielmehr ging es um die Frage: Lieber konventionell angebauten Knoblauch aus Frankreich kaufen oder Knoblauch aus biologischem Anbau aus Argentinien?

Solche Fragen müsse man sich stellen, wenn die Ernährungswende gelingen soll, sagte die Agrarwissenschaftlerin Prof. Maria Finckh von der Uni Kassel.

Um eine nachhaltige Landwirtschaft zu erreichen, „müssen wir an das System insgesamt denken“, sagte Finckh. „Dazu gehören auch konventionelle Landwirte.“ Auch die Gastgeberin des Abends, Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, hob hervor, dass „die regionale Bewirtschaftung der Schlüssel für die CO2-Einsparung ist“. Jeder könne seinen Beitrag für gesunde Ernährung und Klimaschutz leisten: „Es liegt an uns. Kaufen Sie regionale Produkte.“

Was die denn so kosten sollen, durften die knapp 100 Gäste des Bürgerdialogs in einer spontanen Online-Umfrage am Beispiel einer Salatgurke angeben. Etwa die Hälfte entschied sich für einen Preis zwischen einem und zwei Euro. „Bio-Produkte müssen nicht teuer sein“, sagte Stadträtin Heilig.

Was Frankfurt von anderen Städten in Sachen regionale Ernährung lernen kann, erläuterte Werner Ebert vom Umweltreferat in Nürnberg. Die Stadt nennt sich „Biometropole“ und hat ein Programm zur Förderung der regionalen Landwirtschaft sowie zur Bildung und Vermarktung aufgelegt. „Wir denken biologogisch und regional zusammen“, sagte Ebert. So kooperiere man etwa mit einer Streuobst-Initiative aus dem Umland, die eine eigene Apfelsaft-Sorte („Pomme200“) kreiert hat. In den Nürnberger Kitas liegt der Bioanteil des Mittagessens bei 75 Prozent. Ein Wert, der Heilig staunen ließ: „Da haben wir in Frankfurt keine rühmliche Entwicklung.“ Die neue Stadtregierung wolle dies jedoch ändern.

„Ein zentraler Punkt im Transformations-Prozess zu einer klimagerechten Landwirtschaft ist der Erhalt der fruchtbaren Böden“, betonte Susanne Freifrau von Münchhausen vom Ernährungsrat Frankfurt. „Wir müssen um jede Fläche kämpfen.“ Für den Erhalt von „guten alten Kulturpflanzen“ plädierte Nikolaus Bretschneider-Herrmann vom Fachbereich ländlicher Raum des Hochtaunuskreises. So stehe etwa Leinsamen dem Chia-Samen in nichts nach, könne aber in der Region erzeugt werden. Brettschneider-Hermann organisiert die Ökomodell-Region Rhein-Main, zu der auch Frankfurt gehört. Unter anderem ist dort das Direktvermarkter-Portal https://landpartie.de/ entstanden.

Letztlich könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher viel zur Ernährungswende beitragen, sagte Heilig. Sie empfahl den Gästen, sich doch mal eine Woche lang „aus der Region und mit möglichst wenig Verpackung“ zu versorgen. Bezüglich des Knoblauchs steuerte Agrarwissenschaftlerin Finckh auch eine Entscheidungshilfe bei: „Wenn die Ware das kostet, was sie an Umweltschäden verursacht, hat der Knoblauch aus Argentinien keine Chance.“



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