Vorsprung Frankfurt - Christoph Ransmayr erhält Ludwig-Börne-Preis

Christoph Ransmayr erhält Ludwig-Börne-Preis

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Er sieht sich selbst als literarischen Touristen, als Beobachter im Grenzbereich zwischen Historie und Fiktion. Am Sonntag, 8. August, erhält der österreichische Autor Christoph Ransmayr im Berliner Schloss Bellevue den Ludwig-Börne-Preis – auf Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Der Bundespräsident hat als Preisrichter über den diesjährigen Preisträger entschieden und wird die Laudatio halten. Die Auswahl des Jurors obliegt dem Vorstand der Ludwig-Börne-Stiftung. Ihm gehört unter anderem Stiftungsgründer Michael A. Gotthelf, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Prof. Salomon Korn, und der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann an.

Feldmann sagt: „Der Bundespräsident hat als Preisrichter eine hervorragende Wahl getroffen. Ransmayr ist ein Chronist des Unentdeckten. Seine Romane spielen in fernen Ländern und vergangenen Zeiten. Doch er nähert sich seinen Geschichten nicht als Allwissender, der von der Gegenwart aus ins Früher blickt, sondern als Reisender. Er staunt und zweifelt, stellt sich Widersprüchen, die wie Schlaglichter auf das Jetzt und Hier fallen – und so das eigene Weltbild ins Wanken bringen.“

Ursprünglich sollte die Preisverleihung im Mai 2020 in der Paulskirche stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie entschied man sich für eine Verlegung. bBundespräsident Steinmeier hatte seine Entscheidung für Ransmayr mit dem empathisch-aufklärerischen Impuls in dessen Werk begründet: „Weder Nation, noch Konfession, noch Stand, noch Geschlecht sind es, die für ihn zählen, sondern allein die Gleichheit der Menschen und das Geheimnis der Existenz.“

Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wels/Oberösterreich geboren, studierte Philosophie und Ethnologie. Nach Jahren in Irland und auf Reisen lebt er mittlerweile wieder in Wien. Reisen ist für ihn Teil des literarischen Schaffensprozesses – und eine Geisteshaltung. Als „Halbnomade“ sieht er sich dem Unbekannten gegenüber, das er staunend und im Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeit vermisst. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die letzte Welt“ (1988), ein fantastisches Spiel um die Suche nach dem verschollenen römischen Dichter Ovid, die Dystopie „Morbus Kitahara“ (1995) sowie der Roman „Cox oder Der Lauf der Zeit“ (2016), der einen chinesischen Kaiser und einen englischen Uhrmacher zusammenbringt. Auch als Essayist und mit Reisereportagen machte er sich einen Namen. Seine Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Ransmayr ist Träger zahlreicher literarischer Auszeichnungen.

Der Ludwig-Börne-Preis wird alljährlich von der gleichnamigen Stiftung verliehen, die der Frankfurter Bankier und Publizist Michael Gotthelf 1993 zusammen mit anderen gegründet hatte. Er ist mit 20.000 Euro dotiert. Damit soll an den Frankfurter Schriftsteller, revolutionären Demokraten und politischen Journalisten Ludwig Börne (1786–1837) und sein Werk erinnert werden. 2019 war der Preis der Schriftstellerin Eva Menasse zugesprochen worden.



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