Vorsprung Frankfurt - Frankfurt in Zeiten der Pandemie in Zahlen

Frankfurt in Zeiten der Pandemie in Zahlen

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Seit März 2020 hat Corona auch Frankfurt fest im Griff. Welche Auswirkungen die Pandemie aus statistischer Sicht im Jahr 2020 hatte, zeigt sich bei einem Blick ins Statistische Jahrbuch der Stadt und den Materialien zur Stadtbeobachtung, das sogenannte Stadtteilheft. Die Zahlen stellte die Stadträtin Eileen O’Sullivan (Volt) am Mittwoch, 15. Dezember, der Presse vor. „Manches war sicherlich zu erwarten, einige Entwicklungen sind doch überraschend“, sagte O‘Sullivan.

Wenig überraschend kam das Bevölkerungswachstum der Stadt 2020 fast vollständig zum Erliegen. Zum Jahresende lag die Zahl mit 758.847 Einwohnerinnen und Einwohnern lediglich 273 über dem Wert des Vorjahres. Corona hatte dazu geführt, dass die Menschen nicht mehr so mobil waren. Insgesamt gab es 21 Prozent weniger Zuzüge in die Stadt. Weniger stark sanken die Wegzüge (-10,5 Prozent); im Saldo verlor die Stadt durch diese Bevölkerungsbewegungen 4311 Bürgerinnen und Bürger.

Unabhängig von der Pandemie wurde mehr Wohnungsbau betrieben als ein Jahr zuvor. 4647 Wohnungen kamen auf den Markt und damit 23 Prozent mehr als noch 2019. Dieser positive Trend zeigte sich bei den genehmigten Wohnungen hingegen nicht. Das zweite Jahr in Folge und damit unabhängig von pandemischen Entwicklungen sank die Zahl der genehmigten Wohnungen 2020 um 15,7 Prozent.

Bei allen wirtschaftlichen Problemen, die in der Pandemie entstanden, waren die Insolvenzverfahren in höherem Maße rückläufig als in den Jahren zuvor. Dies erstaunt nicht unbedingt, da die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt war. In Frankfurt wurden unter anderem deshalb 23 Prozent weniger Insolvenzverfahren beantragt als 2019.

Vermutlich führte auch diese Aussetzung dazu, dass über das Jahr die Zahl der Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten relativ konstant blieb (-102), allerdings sank die Zahl der Beschäftigten 2020 erstmals seit 2009 um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Besonders betroffen waren die geringfügig entlohnt Beschäftigten, vor allen jene mit einem Minijob. Deren Anzahl fiel um 5211 oder 11,3 Prozent. Zeitgleich stieg auch die Arbeitslosenquote um zwei Prozentpunkte auf 7 Prozent.

Auch auf den städtischen Haushalt hatte die Pandemie massive Auswirkungen. Die Gewerbesteuer brach 2020 um 25 Prozent ein und der Schuldenstand stieg um 13,7 Prozent auf 2,13 Milliarden Euro. Auf der Ausgabenseite schlug eine Trendwende bei den Sozialleistungen zu Buche. Nach einer seit 2016 rückläufigen Entwicklung nahm die Zahl der erwerbsfähigen Regelleistungsberechtigten 2020 um 11,2 Prozent zu. Insgesamt erhielten 48.493 Menschen Unterstützung.

Wenig von den weltweiten Entwicklungen beindruckt zeigte sich das Luftfrachtaufkommen am Frankfurter Flughafen. Zwar wurden mit 1,9 Millionen Tonnen 7,2 Prozent weniger Fracht geflogen als 2019, die Lieferketten per Luft wurden aber weitgehend aufrechterhalten.

Ganz anders verhielt es sich mit den Flugbewegungen, die Starts und Landungen brachen auf etwas weniger als die Hälfte ein. Vor allem lag dies am Passagierverkehr, was sich auch an den Gästezahlen in Frankfurter Übernachtungsbetrieben ablesen lässt. Lag der Rückgang insgesamt bei knapp zwei Dritteln, so kamen fast dreiviertel weniger Gäste aus dem Ausland nach Frankfurt. Das Beherbergungsgewerbe reagierte mit einer Verknappung des Angebots und so standen 30 Prozent weniger Betten für Übernachtungen zur Verfügung.

Weniger Reisen über Grenzen hinweg wirkten sich auch auf die Passagiere am Flughafen aus. 51,8 Millionen Passagiere weniger waren zu verzeichnen und damit nur noch rund ein Viertel des Jahres 2019. Dass auch weniger Frankfurterinnen und Frankfurter reisten als zuvor, zeigt sich an den Internationalen Führerscheinen, die beantragt wurden. Mit 72 Prozent Rückgang ist der Einbruch ähnlich hoch wie in anderen Bereichen des Tourismus.

Ebenfalls im Sog des zum Erliegen gekommenen Reiseverkehrs, aber auch aufgrund der Nicht-Durchführbarkeit unter Pandemiebedingungen, waren erhebliche Ausfälle bei der Frankfurter Messe zu verzeichnen. 69 Prozent weniger Ausstellerinnen und Aussteller präsentierten sich in den Messehallen und 85 Prozent weniger Besucher konnten erreicht werden.

Geringere Tourismuszahlen und langanhaltende Schließungen führten zu einem massiven Rückgang der Besucherinnen und Besucher in den Kultur- und Freizeiteinrichtungen, wo 55 Prozent Personen weniger begrüßt werden konnten.

Insgesamt war eine zurückgehende Mobilität zu beobachten. Nicht nur die Homeoffice-Pflicht, sondern auch die Angst vor Ansteckungen in Bussen und Bahnen ließen die Fahrgäste vor einer Nutzung des ÖPNV zurückweichen. Durchschnittlich betrug der Verlust 284.000 beförderte Personen pro Tag.

„Ein positiver Effekt der gesunkenen Mobilität ist, dass weniger Straßenverkehrsunfälle stattfanden“, freut sich O’Sullivan. Insgesamt kam es zu 20,6 Prozent weniger Verkehrsunfällen, bei denen auch weniger Menschen verletzt wurden (-19,7 Prozent).

„Die Arbeit im Homeoffice und mangelnde Gelegenheiten, die eigene Wohnung zu Freizeitaktivitäten zu verlassen, könnten einen erhöhten Stromverbrauch der Privathaushalte erwarten lassen“, sagte Stadträtin O’Sullivan während der Präsentation. Tatsächlich wuchs dieser allerdings nur um 2,4 Prozent und liegt innerhalb der normalen Schwankungsbreite der letzten Jahrzehnte. Zugleich war aber auch kein signifikanter Rückgang beim gewerblichen Stromverbrauch festzustellen.

Erfreulich – aber eher überraschend – ist, dass 2020 ein Zehntel weniger Straftaten verübt wurden als noch 2019. Eingeschränkte Mobilität und mangelnde Gelegenheiten scheinen weniger Delikte zugelassen zu haben, als dies vor der Pandemie der Fall war



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