Vorsprung Frankfurt - Wirksame Therapieoption bei metastasiertem Blasenkarzinom

Wirksame Therapieoption bei metastasiertem Blasenkarzinom

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In einer globalen Phase-III-Studie hat der oral verabreichte Tyrosinkinase-Inhibitor Erdafitinib vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Urothelkarzinom gezeigt. Das Medikament wird voraussichtlich 2024 in Deutschland zugelassen und wäre damit die erste gezielte Therapie bei fortgeschrittenem Blasenkrebs. Am Universitätsklinikum Frankfurt wurde daran entscheidend mitgearbeitet.

Das Karzinom der Harnblase ist ein häufiger Tumor im fortgeschrittenen Lebensalter, aber auch jüngere Menschen können an einem Urothelkarzinom leiden. Männer sind dreimal häufiger von der Erkrankung betroffen als Frauen. In vielen Fällen ist der Blasentumor mit Veränderungen in bestimmten Genen verbunden. Im Rahmen der THOR-Studie waren Expertinnen und Experten der Klinik für Urologie des Universitätsklinikum Frankfurt an einer internationalen, randomisierten Phase-III-Studie maßgeblich beteiligt, die dazu beitragen könnte, das Überleben von Betroffenen mit metastasierten Urothelkarzinomen zu erhöhen. Die Studie wurde am 23. November 2023 im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht. Voraussichtlich in 2024 soll das darin erprobte Medikament Erdafitinib von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen werden.

Vorteile gegenüber Chemotherapie
Die aktuelle Standardbehandlung für fortgeschrittenen und metastasierten Urothelkrebs ist eine Chemotherapie mit dem Wirkstoff Cisplatin. Allerdings sind mehr als 50 Prozent der Patientinnen und Patienten für diese Therapie ungeeignet. Als Erhaltungstherapie oder für Betroffene, die nicht auf Cisplatin ansprechen oder bei denen sich die Erkrankung sogar verschlimmert hat, kommen sogenannte Checkpoint-Inhibitoren (ICI) zum Einsatz. ICI modifizieren wichtige Kontrollpunkte des Immunsystems und beeinflussen so das Tumorwachstum. Aber auch bei dieser Therapie sprechen nur 30 Prozent der Patientinnen und Patienten auf die bisher verwendeten PD-1- oder PD-L1-Inhibitoren an. Zusätzliche Behandlungsoptionen sind also wünschenswert.

Eine vielversprechende Therapie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Erdafitinib wurde nun in der Studie bestätigt. Es wäre die erste individuell auf Patientinnen und Patienten abgestimmte Behandlung. „Der klinische Nutzen von Erdafitinib wurde speziell bei den Patientinnen und Patienten beobachtet, die eine Veränderung des FGFR-Gens tragen. Erdafitinib hemmt den sogenannten Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor (FGFR), der bei diesen Betroffenen besonders aktiv ist“, erklärt Dr. Severine Banek von der Klinik für Urologie des Universitätsklinikum Frankfurt und Co-Autorin der Studie. „Wir konnten feststellen, dass Erdafitinib unter diesen Voraussetzungen die Überlebensrate der an einem Urothelkarzinom Erkrankten gegenüber einer traditionellen Chemotherapie entscheidend verbessert.“ In konkreten Zahlen bedeutet das: Patientinnen und Patienten in den Studienkohorten überlebten mit Erdafitinib durchschnittlich 12,1 Monate, bei der Chemotherapie waren es nur 7,8 Monate. Die mittlere progressionsfreie Überlebenszeit mit Erdafitinib betrug 5,6 Monate im Vergleich zu 2,7 Monaten mit Chemotherapie. Die Klinik für Urologie sowie weitere Abteilungen am Universitätsklinikum Frankfurt waren mit 46 Patientinnen und Patienten an der insgesamt 266 Probandinnen und Probanden umfassenden Studie beteiligt. Die Studie wurde an 121 Einrichtungen in 23 Ländern durchgeführt.

Ermutigender Erfolg zum Jahresende
„Die Klinik für Urologie ist stolz darauf, dass sie ihren Beitrag zu dieser wegweisenden Studie leisten konnte. Ein großer Dank geht an alle, die das ermöglicht haben. Das sind neben dem Studienteam auch die zuweisenden ärztlichen Partner, die Patienten und deren Familien“, freut sich Prof. Dr. Felix Chun, Direktor der Klinik für Urologie. „Die gewonnenen Daten stützen die Empfehlung für molekulare Tests bei Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom, um diejenigen mit FGFR-Genmutationen zu identifizieren, die von Erdafitinib profitieren könnten. Damit würde die Präzisionsmedizin Einzug in die Therapie des Urothelkarzinoms halten. Die Ergebnisse der Studie werden hierzulande den Therapiestandard bei dieser Erkrankung verändern und entscheidend verbessern.“ Bei schätzungsweise jedem fünften Patienten mit wiederkehrendem Blasenkrebs liegt diese entsprechende Mutation vor.

„Ohne die erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit am Universitätsklinikum Frankfurt, mit den beteiligten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie den Patienten und Angehörigen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben, wäre dieser ermutigende Erfolg nicht möglich gewesen“, sagt Dr. Banek. „Mit diesem Ergebnis können Betroffene mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom zukünftig gezielt und individuell therapiert werden. Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht zum Jahresende 2023. Und es wird weiterhin daran geforscht werden, diese Therapien zum Wohl der Patientinnen und Patienten zu optimieren.“



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