Vorsprung Frankfurt - Weitere Öffnungsperspektiven: Frankfurt will durchstarten

Weitere Öffnungsperspektiven: Frankfurt will durchstarten

Wirtschaft
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Seit Pfingstmontag, 24. Mai, greifen in Frankfurt die ersten Lockerungen seit Inkrafttreten der Bundesnotbremse im April. Unter anderem dürfen Außengastronomie und Hotellerie unter Auflagen wieder öffnen, der Handel startet vorsichtig mit „Click & Meet“. Durch die Corona-Regelungen des Landes könnten bald weitere Öffnungsschritte folgen.

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Welche Unterstützung brauchen Handel und Wirtschaft auf dem Weg zurück in die Normalität? Und wie sieht die langfristige Perspektive aus? Darüber diskutierte Oberbürgermeister Peter Feldmann unter Einbindung des Gesundheitsamtes mit Vertretern von Politik und Verbänden bei einer Sondersitzung des Runden Tisches City- und Stadtteilmarketing. Eingeladen hatte die Abteilung City- und Stadtteilmanagement im Hauptamt und Stadtmarketing.

„Frankfurt blickt nach vorn“, sagte Gastgeber Feldmann zum Auftakt. „Und die Stadt lässt die Wirtschaft nicht im Stich. Der Frankfurt-Plan bündelt unsere kurzfristigen Recovery-Maßnahmen, von der vereinfachten Genehmigung für Außengastronomie über Leerstandsmanagement bis zu gezielten Werbemaßnahmen. Hier wollen und werden wir uns auch von unseren Partnerstädten inspirieren lassen. Hinzu kommt ein 30 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm, das diese kurzfristigen Maßnahmen und die langfristige Neuaufstellung der Innenstadt klammert.“

Die wichtigsten Elemente des Frankfurt-Plans
• Volkskfeste
Mainfest, Herbst-Dippemess und Weihnachtsmarkt sollen stattfinden. Für den Weihnachtsmarkt ist sogar eine Verlängerung um eine Woche geplant. Unter dem Arbeitstitel „Sommer in der Stadt“ wird eine Neuauflage des letztjährigen Herbstmarktes („Herbst in der Stadt“) geprüft. Das Grüne-Soße-Festival wird ausgebaut – als Grüne-Soße-Festspiele mit Riesen-Programm, Partnern aus der Kultur und ausgefeiltem Hygienekonzept.

• Frankfurt-Gutschein
Im Rahmen der geplanten Aktion wird der Einkauf bei teilnehmenden Gewerbetreibenden mit einem Stempel auf einer Gutscheinkarte belohnt. Diese wird dann zum Los – es winken attraktive Preise, zum Beispiel Museumsufer-Jahreskarten, Hotelübernachtungen. Als Startzeitpunkt wird August angepeilt, Laufzeit drei Monate.

• „Gast in der eigenen Stadt“
Die Heimatstadt als Tourist kennenlernen – Idee hinter „Gast in der eigenen Stadt“. Im Rahmen der Aktion (findet gewöhnlich rund um Weihnachten statt) können Frankfurter zum Sonderpreis in Hotels einchecken. Das bewährte Format soll 2021 ausnahmsweise zusätzlich an zwei Wochenenden in den Sommerferien angeboten werden.

• Verbesserte Aufenthaltsqualität
Platzierung von Grünen Zimmer und zusätzlichen Sitzmöglichkeiten in der Innenstadt. Für die Terrorsperren aus Beton sollen ansehnlichere Alternativen gesucht werden.

• Luca-App
Die Stadt Frankfurt erfüllt bereits alle technischen Voraussetzungen zur Anbindung an die vom Land vorgesehene Luca-App zur Nachverfolgungssorgfalt. Die Freischaltung steht kurz vor Freigabe.

• „Erlebnis-City Frankfurt“
Eine ergänzende Studie zum Masterplan Tourismus 2030 soll beauftragt werden. Thema: Möglichkeiten einer aktiven Innenstadtentwicklung.

Zwei Kampagnen sollen den Neustart in der Frankfurter City begleiten – „Mainviertel“ und „Frankfurt REStart“. Die Federführung liegt beim Dachverband Gewerbevereine respektive der Wirtschaftsförderung, jeweils in Zusammenarbeit mit dem Citymanagement. Ebenfalls geplant sind „Night-Shopping“-Aktionstage, Pop-Up-Stores auf ausgewählten Einzelhandelsflächen. Weitere Maßnahmen sind in der Prüfung unter anderem eine ÖPNV-Rabattaktion an ausgewählten Tagen, möglicherweise ergänzt um Parkhaus-Freistunden für Autofahrer.

Bereits beschlossen ist die Verlängerung der Ausnahmeregelungen für die Außengastronomie bis Ende des Jahres.

In die weitere Debatte sollen auch Anregungen aus Partnerstädten einfließen. So sorgte in Tel Aviv die Aktion „1000 Stühle“ für Furore. Sitzgelegenheiten, Sonnenschirme und Tische verwandelten Parks und öffentliche Plätze in Freizeit-Oasen, die Bestuhlung erweiterte zugleich die Außenfläche von Gastronomie und Geschäften. In Birmingham wurde ein Musikpavillon in der Innenstadt aufgebaut, der den Sommer über für Veranstaltungen zur Verfügung steht. Diese und andere Anregungen sollen zeitnah auf ihre Übertragbarkeit hin evaluiert werden.

30 Millionen Euro für Investitionen
Ergänzt werden die kurzfristigen Maßnahmen des Frankfurt-Plans durch ein mittelfristig angelegtes 30 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm. Die Mittel des im März beschlossenen Pakets sollen ab der zweiten Jahreshälfte fließen.

Erste Impulse könnten in folgenden Bereichen gesetzt werden:

• Aufstockung Nationales Förderprogramm „Post-Corona Innenstadt“
Die bestehende Projektförderung durch den Bund wird um Mittel für Investitionszuschüsse ergänzt. Bisher geben Bund und Stadt je 280.000 Euro für Maßnahmen.

• Errichtung von Standortgemeinschaften
Jedes Viertel hat seinen Charakter. Diesen zu fördern, in dem beispielsweise Kooperationen im gastronomischen Bereich unterstützt werden, macht die City diverser – und damit attraktiver.

• Aufbau einer „Innenstadt-Gima“
Die Gima (Genossenschaftliche Immobilienagentur Frankfurt am Main) kann mit den Mitteln gezielt die Innenstadt fördern und hier die Vermittlung von alternativen Nutzungen in der Innenstadt ermöglichen. Gegebenenfalls könnte eine stadteigene Immobilie saniert werden, um als Beispiel für die Kombination vielfältige Nutzungen in der Innenstadt zu dienen.

Auch ein eigener Gründerfonds Innenstadt wäre denkbar, ebenso eine Aufwertung der Innenstadt-Plätze.

Wirtschaftsdezernent Markus Frank sagte: „In dieser Phase der sukzessiven Öffnung bei stabilen Inzidenzwerten gilt es, mit kreativen und vielfältigen Impulsen, ohne bürokratische Hürden den Einzelhandel, das Hotelgewerbe und die Gastronomie zu unterstützen. Der Wirtschaftsmotor muss schnell wieder hochgefahren werden. Der Magistrat ist sich dieser besonderen Verantwortung bewusst und wird entsprechend aktiv.“

Ulrich Caspar, IHK Präsident Frankfurt, sagte: „Ich begrüße die Post-Corona-Maßnahmen, die das Ziel verfolgen, die Einkaufsbereiche der Stadt zu stärken, die auch bisher schon durch verkehrspolitische Maßnahmen geschwächt wurden. Im Hinblick auf den Koalitionsvertrag appelliere ich dafür, die Standortbedingungen, insbesondere die Erreichbarkeit dieser Lagen, nicht durch einseitige verkehrliche Maßnahmen noch weiter zu verschlechtern. Dies würde die Bestrebungen der Post-Corona-Maßnahmen konterkarieren. Der Handel und die Gastronomie sind auf jeden Kunden angewiesen. Ergänzend zu den vorgesehenen Maßnahmen sollte die Zeil wieder für Veranstaltungen geöffnet werden und die infrastrukturellen Maßnahmen im Rahmen des 30-Millionen-Investitionsprogramms (Strom- und Wasserversorgung, Befahrbarkeit) dafür geschaffen werden. Zur Behebung des Leerstands sollte die Stadt Frankfurt bürokratische Hemmnisse abbauen, um mehr Aktivitäten durch die Unternehmen zu ermöglichen. Ein One-Stop-Shop zur schnellen Ermöglichung von Zwischennutzungskonzepten könnte zudem zur Attraktivitätssteigerung beitragen, bis langfristige Nachnutzungen gefunden wurden.“

Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, sagte: „Wir erwarten, dass das Handwerk nach der Corona-Pandemie in Frankfurt und der Region unbürokratische und gute Rahmenbedingungen vorfindet. Einer gut durchdachten und zugleich innovativen Wirtschaftsförderung muss in den kommenden Monaten eine starke Priorität eingeräumt werden. Zentral bleibt, dass die Unternehmen auch weiterhin gut erreichbar sein müssen, dies betrifft etwa Lieferverkehre, das Parken, die Erreichbarkeit der Handwerksbetriebe für Kunden und Arbeitnehmer: Ein schlüssiger Gesamtverkehrsplan ist die Basis. Die Stadt sollte zudem auch die Chance nutzen, Veranstaltungen mit hoher Strahlkraft so anzukündigen und zu planen, dass die Marke ‚Wirtschaft in Frankfurt und Region‘ erlebbar wird. Das regionale Handwerk wird sich beispielsweise auf der Frankfurt Fashion Week mit den Themen Nachhaltigkeit und Innovationen digital präsentieren.“

Robert Mangold, stellvertretender Präsident der DEHOGA Hessen, sagte: „Um die Vielfalt der Angebote in den Bereichen Gastgewerbe, Einzelhandel und Handwerk auch nach der Corona-Pandemie zu erhalten, sind gemeinsam abgestimmte Maßnahmen seitens der Stadt Frankfurt und den gewerblichen Spitzenverbänden unerlässlich. Für die Unternehmen sind klare Perspektiven für die nächsten Öffnungsschritte wichtig. Daher freue ich mich über die Zusage des Oberbürgermeisters zu einem kurzfristigen Dialog darüber."

Joachim Stoll, Vizepräsident Handelsverband Hessen-Süd, sagte: „,Frankfurt blickt nach vorn‘ war das Motto des letzten Stadtmarketing-Austausches mit dem Herrn Oberbürgermeister Feldmann. Herr Feldmann nimmt das Motto aus Sicht des Handelsverbandes erstmals ernst, und schaut vor allem auch über den Tellerrand. Wir begrüßen, dass sich das Frankfurter City- und Stadtmarketing nicht mehr nur auf Altbewährtem ausruht, sondern gute Stadtmarketing-Ideen und -Konzepte aus anderen Städten aufgreift und diese auch umsetzen und adaptieren will. Allerdings fehlt es immer noch an Konkretem: Die vorgestellten Ideen benötigen jetzt verbindliche Termine zur Umsetzung.

Wichtig für Frankfurt ist jetzt die Erstellung eines kurzfristigen und mittelfristigen Konzeptes für die Innenstadt: ein modernes zukunftsfähiges Verkehrskonzept plus Nutzungskonzepte für die sich wandelnde Innenstadt.

Wichtig ist eine Bewusstseinsänderung aller Entscheider und Bedenkenträger im Hintergrund: die Stadt muss entwickelt werden. Sie lebt nicht mehr von allein.

Vor allem bürokratische Hindernisse für neue Ideen müssen abgebaut und durch pragmatische Lösungen ersetzt werden. Nur so können beispielsweise Leerstände in der Innenstadt kreativ bespielt werden.“

Ernst Schwarz, Dachverband Frankfurter Gewerbevereine, sagte: „Für die Gewerbebetriebe in Frankfurt ist es dringend erforderlich, jetzt eine Aufbruchstimmung zu zeigen. Es ist notwendig, kurzfristig Maßnahmen gemeinsam zu treffen und mit der aktuellen Situation anzupassen. Das heißt für die Stadt und Verbände: Wie können wir die Betriebe jetzt unterstützen, ohne komplizierte Aufwände.“

Foto: Blick auf die Teilnehmer der Sondersitzung des Runden Tisches City- und Stadtteilmarketing. Foto: Maik Reuß



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